Freiwillige CO2-Kompensation: Gefangen zwischen Glaubwürdigkeit und Machbarkeit

Neues JIKO Policy Paper untersucht die Zukunft des freiwilligen Kohlenstoffmarkts

  • News 11.11.2020

Seit Verabschiedung des Pariser Abkommens im Dezember 2015 ist die Zahl der großen Unternehmen, die sich zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen verpflichtet haben, deutlich angestiegen. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen, die sich zur Neutralität verpflichten, scheint auf die Kompensation der verbleibenden Emissionen durch den freiwilligen Kohlenstoffmarkt angewiesen zu sein. Dieser Markt ermöglicht es Unternehmen oder auch Einzelpersonen, eigene Emissionen durch den Ankauf von Ausgleichszertifikaten zu kompensieren, die durch Klimaschutzmaßnahmen an einer anderen Stelle generiert wurden. Wenn sich die von den Unternehmen gemachten Zusagen in einer tatsächlichen Nachfrage nach freiwilligen Emissionsgutschriften niederschlagen, könnte der freiwillige Kohlenstoffmarkt auf eine neue Größenordnung anwachsen. In der Praxis sieht sich der freiwillige Kohlenstoffmarkt jedoch mit neuen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere auf der Angebotsseite. Ausgleichszertifikate wurden in der Vergangenheit meist in Wirtschaftsbereichen erzeugt, die von keinem Minderungsziel erfasst waren. Durch die globale Reichweite des Pariser Klimaabkommens schwindet dieser Anteil nun und die Zukunft des freiwilligen Markts ist ungewiss.

Das nun vorgelegte JIKO Policy Paper "Caught in between" untersucht die Zukunft des freiwilligen Kohlenstoffmarktes, indem es die Perspektiven der Nachfrage- und der Angebotsseite zusammenbringt. Es präsentiert neue Zahlen zur potenziellen Nachfrage nach freiwilligen Offsets und stellt diese dem fortwährenden Versuch auf der Angebotsseite gegenüber, sich den veränderten Umständen des Pariser Abkommens anzupassen. Die Autoren Nicolas Kreibich und Lukas Hermwille, beide aus dem Forschungsbereich Internationale Klimapolitik in der Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut, stellen fest, dass der freiwillige Kohlenstoffmarkt als Ganzes noch keinen Weg gefunden hat, sich glaubwürdig und legitim an die neue rechtliche Architektur des Pariser Abkommens anzupassen und scheint zwischen Glaubwürdigkeit und Machbarkeit gefangen zu sein. Nicolas Kreibich, Ko-Autor der Studie, erläutert: "Es besteht eine wachsende Diskrepanz zwischen den Erwartungen von Unternehmen, die die freiwillige Kompensation als Teil ihrer Klimaschutzstrategie nutzen möchten, und der Unsicherheit auf Nachfrageseite, die hierfür benötigten Produkte von hoher Qualität auch bereitstellen zu können. Dies gibt Anlass zur Sorge und könnte zu einer Abschwächung der Umweltintegrität führen."
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass es sowohl einer Unterstützung durch die Politik als auch eines geschlossenen Vorgehens der Akteure des freiwilligen Kohlenstoffmarkts bedarf, um umsetzbare und glaubwürdige Ansätze für die freiwillige CO2-Kompensation zu etablieren.

Das JIKO Policy Paper 03/2020 "Caught in between" ist im nachfolgenden Link in englischer Sprache kostenfrei verfügbar.


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