Top-Ten-Publikationen 2020

Die zehn besten referierten Publikationen des Wuppertal Instituts des vergangenen Jahres

  • News 16.02.2021

Das Wuppertal Institut hat die zehn wichtigsten seiner wissenschaftlichen Publikationen des vergangenen Jahres zusammengetragen. Die referierten Artikel geben einen Einblick in den Stand der internationalen Forschungsarbeit und den transdisziplinären Forschungsansatz des Instituts.

Modellierung und transdisziplinäre Methoden

Das Team um Dr. Carolin Baedeker, stellvertretende Leiterin der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut, befasst sich in einer großangelegten Längsschnitt-Living-Lab-Studie mit der Bewältigung von unerwünschten Nebeneffekten und Effektivitätseinbußen in Bezug auf die Umsetzung von Energieeffizienz in Gebäuden. Dafür haben die Forschenden ein nutzerzentriertes Gebäudemanagementsystem in 85 Büros und sechs Bürogebäuden innerhalb von zwei Heizperioden mitentwickelt und testeten und evaluierten dieses. Die Ergebnisse ihrer Studie "Interactive design to encourage energy efficiency in offices: Developing and testing a user-centered building management system based on a living lab approach" zeigen, dass ein solches System bis zu 20 Prozent Energie einsparen kann – bei gleichbleibendem oder optimiertem Komfort und gleicher oder verbesserter Arbeitsproduktivität.

In dem Beitrag "Using Agent-based models to generate transformation knowledge for the German Energiewende – potentials and challenges derived from four case studies" entwickelte das Autorenteam um Dr. Georg Holtz, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Sektoren und Technologien am Wuppertal Institut, Merkmale für die agentenbasierte Modellierung und untersuchte, wie sich diese spezielle, Individuen-basierte Methode der Simulation für die Erzeugung von Transformationswissen mit Blick auf die Energiewende sinnvoll einsetzen lässt. Anhand der Auswertung von vier Fallstudien stellte das Autorenteam fest, dass agentenbasierte Modellierung ein hohes Potenzial hat Transformationswissen zu generieren, insbesondere wenn die Stakeholder zielgerichtet eingebunden und die Datenerhebung und Modellentwicklung eng miteinander gekoppelt sind.

Klima-, Energie- und Ressourcenwende

Clemens Schneider, Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer und Dr. Sascha Samadi aus der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme entwickelten in ihrer Studie "Risks and opportunities associated with decarbonising Rotterdams industrial cluster" drei mögliche Dekarbonisierungsszenarien für das Rotterdamer Industriecluster. Dabei arbeiteten die Autoren sowohl Chancen als auch Risiken für die Rotterdamer Hafenindustrie heraus, um Politikerinnen und Politiker sowie Investorinnen und Investoren eine Entscheidungsgrundlage zu bieten.

Auf der Grundlage von 113.559 Nutzenden eines Online-Footprint-Rechners analysieren Johannes Buhl, Prof. Dr. Christa Liedtke, Sebastian Schuster und Katrin Bienge aus der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut den Material Footprint in Deutschland von 2015 bis 2020. Das Ergebnis ihrer Studie "Predicting the material footprint in Germany between 2015 and 2020 via seasonally decomposed autoregressive and exponential smoothing algorithms" zeigt, dass der gesamte Material-Fußabdruck – auch "Material Footprint" genannt – durchschnittlich um 0,4 Prozent pro Jahr gesunken ist. Die Ergebnisse der Studie deuten jedoch nicht darauf hin, dass der Material Footprint des privaten Konsums dem Reduktionspfad von 3,3 Prozent pro Jahr folgt, der für einen nachhaltigen Ressourcenverbrauch notwendig wäre.

Das Diskussionspapier "The Corona Crisis and Climate Protection – keeping long-term goals in mind: cleverly directing economic aid and exploiting synergy potentials for urgently needed investments" zeigt Kriterien und Maßnahmen auf, die bei der Verteilung von wirtschaftlichen Hilfsprogrammen während der Corona-Pandemie, im Hinblick auf nachhaltige Transformationsprozesse, beachtet werden sollten. Dabei stellen die beiden Autoren Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, und Prof. Dr. Uwe Schneidewind, ehemaliger wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, insbesondere die Synergiepotenziale von zukunftsgerichteten und dringend notwendigen Investitionen in den Vordergrund.

In Nigerias national festgelegtem Beitrag (Nationanally Determined Contribution, NDC) im Rahmen des Pariser Klimaabkommens sind Reduktionen über 60 Prozent der Treibhausgasemissionen im Stromsektor vorgesehen. Das Ziel der Studie "Achieving Sustainable Development Goals in Nigeria's power sector: assessment of transition pathways" des Autorenteams, darunter auch Maria Yetano Roche, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich Energiewende International am Wuppertal Institut, bestand darin, die möglichen Pfade zu identifizieren und kritisch zu untersuchen, sodass Nigeria seine Ziele für 2030 in Bezug auf Stromzugang, erneuerbare Energien und Dekarbonisierung des Stromsektors erreichen kann. Dafür entwickelte es drei mögliche Szenarien für die Elektrifizierung und das Wachstum von Nachfrage, Erzeugung und Übertragungskapazität anhand von veröffentlichten Daten und Stakeholder-Interviews. Im ehrgeizigsten Green-Transition-Szenario werden dabei die Ziele für den Zugang zu Elektrizität für die Bevölkerung erreicht. Alle drei Szenarien übertreffen die Dekarbonisierungsversprechen, die Ziele für erneuerbare Energien werden jedoch nur teilweise erfüllt.

Dr. Chun Xia-Bauer, Senior Researcher im Forschungsbereich Energiepolitik am Wuppertal Institut, untersuchte in der Studie "Unlocking green financing for building energy retrofit: a survey in the western China" zusammen mit Mingshun Zhang, Ya Lian und Hui Zhao von der Beijing University of Civil Engineering and Architecture die Gründe für den begrenzten Zugang zu grüner Finanzierung für Energiedienstleistungsunternehmen (ESCOs) im Westen Chinas. Dafür führten sie eine Umfrage von 469 Probanden durch, interviewten 50 relevante Akteurinnen und Akteure von ESCOs, Finanzinstituten und lokalen Wohnungsbaubehörden und machten Vor-Ort-Besuche. Ihr Ergebnis: Die bewährten Praktiken für den Kapazitätsaufbau der ESCOs und den lokalen Finanzsektor, die verstärkte Beteiligung von zwischengeschalteten Organisationen oder Vermittlenden und die Diversifizierung von Finanzquellen und Finanzierungsmechanismen und -modellen, die auf lokaler Ebene entstanden sind, sollten in China stärker verbreitet werden.

Ob Erfahrungen mit kreislaufwirtschaftlichen Aktivitäten, wie Verleihen, Teilen, Recyceln und Upcyceln, die Wahrnehmung und Präferenzen im Aufbau einer Webseite von Unternehmen mit kreislaufwirtschaftlichen Business Modellen beeinflussen, war Gegenstand der Studie "Consumer Perception of Online Attributes in Circular Economy Activities". Darin stellte das Autorenteam, darunter Nicole Stein, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich Stoffkreisläufe am Wuppertal Institut, neun Attribute von Onlinepräsenzen zur Auswahl und setzte dies in einem Ranking in Relation zueinander. Beispielsweise empfinden Kundinnen und Kunden Zertifizierungen sowie Kundenbewertungen als besonders relevant bei der Auswahl von Online-Shops. Zudem wünschen sich Personen, die keine Vorkenntnisse im Bereich Kreislaufwirtschaft haben, mehr Informationen zu diesem Geschäftsmodell.

Stefan Werland, stellvertretender Leiter des Büro Berlin am Wuppertal Institut, verknüpfte in seinem Paper "Diffusing sustainable urban mobility planning in the EU" theoretische Ansätze zur Politikdiffusion mit empirischen Erkenntnissen aus der Arbeit mit Städten. Dieser Ansatz sollte untersuchen, wie die Europäische Kommission das Konzept der nachhaltigen städtischen Mobilitätsplanung (Sustainable Urban Mobility Plan, SUMP) unter den europäischen Städten fördert. Der Wissenschaftler kam unter anderem zu dem Ergebnis, dass die EU-Kommission verschiedene Rollen einnimmt und alle Diffusionsinstrumente parallel nutzt – wenngleich mit unterschiedlicher Intensität. Zudem liefert der Beitrag erste Hinweise auf Faktoren, die die Möglichkeiten der Ansätze zur direkten Beeinflussung städtischer Mobilitätssysteme und des Mobilitätsverhaltens einschränken.

In ihrem überarbeiteten Artikel "Harnessing international climate governance to drive a sustainable recovery from the COVID-19 pandemic" diskutieren Wolfgang Obergassel, Co-Leiter des Forschungsbereichs Internationale Klimapolitik am Wuppertal Institut, Lukas Hermwille, Senior Researcher im gleichen Forschungsbereich, sowie Sebastian Oberthür von der Freien Universität Brüssel, wie die internationale Klimapolitik zu einem grünen Aufschwung beitragen kann. Der Artikel ist im Journal "Climate Policy" in englischer Sprache erschienen und ist eine weiterentwickelte Fassung des gleichnamigen Diskussionspapiers des Wuppertal Instituts aus Juni 2020.

Die Top-Ten-Artikel sind auf dem Publikationsserver des Wuppertal Instituts in den nachfolgenden Links verfügbar.


Cookie-Einstellungen

Cookies helfen uns, die Website für Sie ständig zu verbessern. Mit dem Klick auf den Button "Zustimmen" erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Für weitere Informationen über die Nutzung von Cookies oder für die Änderung Ihrer Einstellungen klicken Sie bitte auf Mehr über die Verwendung und Ablehnung von Cookies.