Ökobilanzierungen stärken nachhaltigen Konsum

Artikel im Journal of Cleaner Production zeigt, wie sich qualitative Konsumforschung und quantitative Umweltbewertung ergänzen können

  • News 16.03.2021

Wer vom Pkw auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigt, erledigt den Einkauf gegebenenfalls separat mit dem Auto, statt ihn auf dem Rückweg von der Arbeit zu erledigen, wie zuvor. Dadurch entstehen sogenannte Rebound-Effekte. Beispiele wie diese zeigen, dass nicht nur einzelne Konsumpraktiken, sondern ganze Konsummuster untersucht werden sollten. Denn um die Ziele des Pariser Klimaabkommens und die der nachhaltigen Entwicklung zu erreichen, müssten nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sichergestellt werden (Sustainable Development Goal 12 – SDG 12). Um hier politisch richtungssicher agieren zu können, ist auch die Sichtweise quantitativer Umweltbewertungen wie die Ökobilanzierung essentiell und sollte entsprechend angepasst werden.

Paul Suski, Dr. Melanie Speck und Prof. Dr. Christa Liedtke aus der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut zeigen in ihrem aktuellen Artikel einen Weg auf, wie sozialwissenschaftliche Arbeiten zu nachhaltigem Konsum mit denen der Ökobilanzierung verbunden werden können. Dazu schlagen sie ein Rahmenwerk vor, mit dem sich nicht nur einzelne Konsumpraktiken – wie Autofahren oder Einkaufen –, sondern ganze Konsummuster analysieren und bewerten lassen.
Das Autorenteam zeigt, dass die aktuelle Forschung zur Ökobilanzierung große Lücken im Bereich Konsum aufweist und einen Perspektivwechsel notwendig mache: vom Kaufen und Besitzen zum tatsächlichen Nutzen von Gütern in Praktiken. Da einzelne Konsumpraktiken eng mit anderen Praktiken verwoben sind, wie das Beispiel des Einkaufs zeigt, und jede Intervention die Gefahr von Rebound-Effekten birgt, schlägt das Autorenteam ein zweistufiges Analyseverfahren vor: Beim sogenannten "zooming in" betrachten und beschreiben sie dafür eine Konsumpraktik genauer. Beim "zooming out" untersuchen sie, wie diese eine Praktik im Zusammenspiel mit anderen Konsumpraktiken eingebunden ist. Diese bewerten sie anschließend über die verbrauchten Güter und benötigten Infrastrukturen ökobilanziell. Mit dieser Methode lassen sich soziale Praktiken bewerten und der ökologischen Rucksack ihrer möglichen Kombination wird sichtbar – einschließlich möglicher Rebound-Effekte. Das Autorenteam schlussfolgert, dass dieses Vorgehen nicht nur Vorteile für die Ökobilanzierung aufweise, sondern sich auch auf die Art der politischen Empfehlungen für nachhaltiges Konsumieren auswirke.

Der Artikel "Promoting sustainable consumption with LCA – A social practice based perspective" ist im Journal of Cleaner Production erschienen und hinter nachfolgendem Link verfügbar.


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