Klimaneutral mit CO2 wirtschaften

Diskussionspapier der NRW-Landesinitiative IN4climate.NRW erarbeitet Lösungen für nachhaltiges Carbon Management

  • News 03.11.2021

Bislang ist Kohlendioxid kein Bestandteil von Infrastrukturplanungen in Deutschland. Dabei wird die Entstehung von CO2 in manchen Prozessen auch in Zukunft unvermeidbar sein, trotz Prozessoptimierungen und unabhängig vom eingesetzten Brennstoff. So zum Beispiel in der Kalkindustrie, wo Kohlendioxid im Zuge des Brennprozesses natürlicherweise aus dem Carbonatgestein entweicht. Auch in einer klimaneutralen Industriezukunft wird sich bei manchen Produktionsprozessen nicht gänzlich vermeiden lassen, dass Kohlendioxid (CO2) entsteht. Gleichzeitig sind viele Branchen auf CO2 als Ressource angewiesen. Das vom Think Tank IN4climate.NRW gemeinsam mit 17 Partnern aus Industrie und Wissenschaft erarbeitete Diskussionspapier "CO2 in einer klimaneutralen Industrie: Infrastrukturanforderungen für NRW" fasst Impulse und konkrete Anforderungen für ein nachhaltiges Carbon Management zusammen. Ziel ist, Kohlenstoff zu nutzen, ohne dem Klima zu schaden. Christoph Zeiss, Senior Researcher im Forschungsbereich Strukturwandel und Innovationen am Wuppertal Institut, ist einer der Hauptautoren. Er betont: "Für eine klimaneutrale Industrie muss ein Umgang mit prozessbedingt anfallendem CO2 gefunden werden. Nordrhein-Westfalen ist aufgrund seiner vorhandenen Grundstoffindustrien die Kernregion für die Einführung von neuen Infrastrukturen für eine CO2-Wirtschaft."

Erarbeitet wurde das Diskussionspapier von der Arbeitsgruppe Kohlendioxidwirtschaft. Das Autorenteam geht – basierend auf wissenschaftlichen Szenarioanalysen des Wuppertal Instituts – von mindestens sieben bis rund 17 Megatonnen CO2 jährlich aus, die sich auch in Zukunft nicht vermeiden lassen. Insbesondere in der Stahl- und Zementindustrie arbeiten bereits verschiedene Projekte daran, das Treibhausgas direkt am Ofen aufzufangen, bevor es in die Atmosphäre gelangt – Carbon Capture genannt. Das gewonnene CO2 kann dann anderen Branchen als Rohstoff zur Verfügung gestellt werden (engl.: Carbon Capture and Utilisation, kurz CCU), dabei muss aber auf eine klimaneutrale Gesamtbilanz geachtet werden. Die Lebensmittelindustrie benötigt Kohlendioxid – unter anderem als Kältemittel und auch für viele chemische Verfahren, die das Gas als Ausgangsstoff nutzen. Neben der Nutzung wird zudem die langfristige Speicherung (auch Carbon Capture and Storage, CCS, genannt) außerhalb Deutschlands diskutiert. Für beide Möglichkeiten betonen die Autorinnen und Autoren des neuen Diskussionspapiers die Dringlichkeit, eine entsprechende Infrastruktur für den Transport aufzubauen. Konkrete Optionen, wie ein solches Pipeline- und Transportsystem aussehen könnte, fasst das Papier in einer Infrastrukturkarte für Nordrhein-Westfalen (NRW) zusammen. So identifiziert die Arbeitsgruppe Kohlendioxidwirtschaft zusätzlich Handlungsempfehlungen, wie dieser Prozess gemeinsam von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gestaltet und beschleunigt werden kann.

Die Ergebnisse wurden ebenfalls in der Erarbeitung der Carbon Management Strategie NRW berücksichtigt, die das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie am 19. Oktober 2021 veröffentlicht hat. Inhaltlich unterstützt wird die IN4climate.NRW-Publikation von 17 Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Dazu zählen die Unternehmen Air Liquide, Covestro, HeidelbergCement, Lanxess, Lhoist, RHM, Solvay, Spenner und thyssenkrupp, die Forschungseinrichtungen Fraunhofer UMSICHT, das Institut der deutschen Wirtschaft, die RWTH Aachen (Lehrstuhl Technische Thermodynamik), das Wuppertal Institut und das VDEh-Betriebsforschungsinstitut (BFI) sowie Branchenverbände wie der Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie, der Verein Deutscher Zementwerke und die Wirtschaftsvereinigung Stahl. IN4climate.NRW wird durch das vom Land geförderte wissenschaftliche Kompetenzzentrum SCI4climate.NRW begleitet. SCI4climate.NRW ist ein Forschungsprojekt von sechs Instituten, das vom Wuppertal Institut koordiniert wird.

Das Diskussionspapier "CO2 in einer klimaneutralen Grundstoffindustrie: Infrastrukturanforderungen für NRW" sowie weiterführende Informationen sind in den nachfolgenden Links zu finden.


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