Orientierung für den globalen Kohle-Ausstieg

Buchband mit 15 Länderstudien zur politischen Ökonomie der Kohle inklusive deutscher Fallstudie des Wuppertal Instituts erschienen

  • News 08.02.2022

Nur 15 Länder verantworten 80 Prozent der Kohlenutzung weltweit. Das neu vorliegende Forschungswerk zur "politischen Ökonomie der Kohle" (eng. "The Policital Economy of Coal") zeigt mit 15 einheitlich konzipierten Fallstudien und einer Querschnittsauswertung beispiellos, warum Kohle als besonders klimaschädlicher Brennstoff immer noch zur Stromproduktion genutzt wird. Im Einzelnen geht es um Australien, Bulgarien, Chile, China, Deutschland, Großbritannien, Indien, Indonesien, Kenia, Kolumbien, die Philippinen, Südafrika, die Türkei, die USA und Vietnam: Diese 15 Länder kommen auf 80 Prozent aller in Betrieb, Bau oder Planung befindlichen Kohlekraftwerkskapazität. Die Federführung des Projekts lag beim Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). Beteiligt waren insgesamt 36 Wissenschaftler*innen von renommierten Institutionen rund um den Globus. Sie alle gingen bei ihren Länderstudien nach dem am MCC entwickelten Analyserahmen "Actors, Objectives, Context" vor. Dabei stehen folgende Fragen im Fokus: Was sind die Akteur*innen mit dem größten Einfluss auf politische Entscheidungen? Was sind ihre Ziele? Und was beeinflusst den Stellenwert dieser Ziele, also den Energiemix? Das Ergebnis ist ein detailliertes Erklärmuster der weltweiten Kohlenutzung.

Dr. Lukas Hermwille, Senior Researcher im Forschungsbereich internationale Klimapolitik am Wuppertal Institut, und Dr. Dagmar Kiyar, Senior Researcher im Forschungsbereich Energiepolitik am Wuppertal Institut, untersuchten den deutschen Kohleausstieg und insbesondere dabei den Aushandlungsprozess der deutschen Kohlekommission sowie die darauffolgende gesetzgeberische Umsetzung ihrer Empfehlungen. Die Analyse der beiden Forschenden zeigt, dass im Falle Deutschlands das Ziel der Gestaltung eines gerechten Strukturwandels dominiert hat. Vorgetragen wurde es von einer Koalition aus Gewerkschaften, Industrie, den betroffenen Landesregierungen sowie den Regierungsparteien. Das Klimaschutzziel spielte in den Verhandlungen nur eine untergeordnete Rolle. Denn: Dass die deutschen Klimaschutzziele erreicht werden sollen, war bereits im Mandat der Kohlekommission enthalten. Allerdings bezog sich das Mandat auf die bereits 2010 formulierten Ziele für 2030, die im Vergleich zu den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens viel zu wenig ambitioniert waren. Dies erklärt, wieso im Ergebnis der Kohleausstieg in Deutschland aus internationaler Perspektive extrem spät und zu einem enormen Preis empfohlen wurde.

Neben den 15 Fallstudien enthält das Buch noch ein einleitendes Kapitel mit der Einführung des gemeinsamen analytischen Rahmens sowie ein abschließendes Kapitel mit einer Querschnittsauswertung. Es ist auf in englischer Sprache im Routledge-Verlag erschienen. Die elektronische Version ist als Open-Access-Lizenz im nachfolgenden Link kostenfrei verfügbar.


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