Verwendung von unverpackten Lebensmitteln und Mehrweg ausgebremst

Forschungsgruppe PuR untersuchte, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf den Verpackungsabfall in Deutschland hat

  • News 23.03.2022

Der Karton von der letzten Pizza-Bestellung, der Kaffee im Einwegbecher oder die Plastikfolie um die Gurke: Pro Jahr produziert eine Person in Deutschland durchschnittlich 227,5 Kilogramm Verpackungsmüll – Tendenz steigend. Die Corona-Pandemie hat die Situation zusätzlich verschärft: Statt essen zu gehen, bestellen Verbraucher*innen bei Lieferdiensten, die das Essen größtenteils in Einweg-Verpackungen ausliefern. Aber auch Cafés und Restaurants nehmen teilweise mitgebrachte Mehrweg-Becher oder -Dosen aus hygienischen Gründen nicht mehr entgegen. Das wirkt sich auch auf die Abfallwirtschaft aus, die die anfallenden Verpackungen und Behälter auch wieder recyceln oder beseitigen müssen.

Die Nachwuchsforschungsgruppe "PuR – Mit Precycling zu mehr Ressourcen­effizienz. Systemische Lösungen der Verpackungs­vermeidung" interviewte sieben Akteur*innen aus Industrie, Verbraucher*innenbildung und der Abfallwirtschaft. Anschließend entwickelten sie eine Online-Umfrage, die sich an Vertreter*innen der öffentlichen Abfallwirtschaft richtete. Im Artikel "Way out of the one-way? Effects of the COVID-19 pandemic on the generation of waste from packaging in Germany" haben die Forschenden der Technischen Universität Berlin und des Wuppertal Instituts ihre Ergebnisse und Analysen zusammengefasst. Dr. Henning Wilts, Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut, und Jennifer Schinkel, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsbereich Stoffkreisläufe am Wuppertal Institut, haben zu diesen Ergebnissen beigetragen und sind Teil von PuR.

Ihr Ergebnis: Seit der Corona-Pandemie wird die Vermeidung von Verpackungsmüll und die Nutzung wiederverwendbarer Lösungen ausgebremst. Ein Unverpacktladen berichtete etwa, dass Verbraucher*innen wieder vermehrt auf Einweg-Kunststoffverpackungen zurückgriffen, weil sie besorgt seien, dass unverpackte Lebensmittel etwa von potenziell Corona-infizierten Kund*innen oder Mitarbeitenden angefasst wurden. In Plastik verpackte Lebensmittel schätzten sie dagegen als hygienischer und sicherer ein. "Wenn Verbraucher*innen beispielsweise langfristig wieder mehr verpacktes Obst und Gemüse kaufen und Lebensmittel in Einwegverpackungen bestellen, könnte das das Precycling gefährden", erklärt Henning Wilts. Deswegen sei es nach Ansicht der Autor*innen besonders wichtig unverpackte Produkte oder Mehrweg-Verpackungen wieder verstärkt in den Fokus zu rücken, damit es nachhaltige Alternativen für Konsumierende gibt. Dies biete die Chance, ressourcenintensive Produktions- und Konsummuster grundlegend zu überdenken und nachhaltige Systeme zu entwickeln und zu etablieren.

Der Artikel ist online in der Fachzeitschrift Sustainability Management Forum erschienen und im nachfolgenden Link kostenfrei verfügbar.


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