Berlin kann Großteil seines Gemüses selbst anbauen

Urbane Landwirtschaft mit hohem Potenzial: erste umfassende Studie zur Selbstversorgung erschienen

  • News 03.04.2023

Gurken, Salat und Radieschen frisch gepflückt vom Dach, Parkplatz oder stillgelegtem Friedhof: In der urbanen Landwirtschaft gedeiht das Gemüse überall dort, wo im Stadtraum Platz ist. Die Grünflächen bieten Raum und Möglichkeiten für die lokale Gemüseversorgung und wirken sich positiv auf Umwelt, Gesundheit und Artenvielfalt aus. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass in Berlin dafür ausreichend Fläche zur Verfügung steht, um bis zu 82 Prozent des lokalen Gemüse-Konsums zu decken.

"Wir haben abgeschätzt, dass sich in Berlin mehr als 4.000 Hektar für den Gemüseanbau eignen – das sind fast fünf Prozent der Hauptstadt", erklärt Dr. Diego Rybski, Senior Researcher im Forschungsbereich UN-Habitat Collaborating Center am Wuppertal Institut und Co-Autor der Studie. Er hat gemeinsam mit der Hauptautorin Marion De Simone und den Mitautoren Dr. Prajal Pradhan und Prof. Dr. Jürgen P. Kropp vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) an der Studie gearbeitet.

Dabei hat "Urban Gardening" bereits Tradition in Berlin: Rund 200 Gemeinschaftsgärten und mehr als 73.000 Kleingärten bepflanzen und pflegen die Berliner*innen schon jetzt. Doch um einen Großteil des Gemüsebedarfs lokal zu decken, wären laut der Studienergebnisse weitere Investitionen erforderlich und viele Ressourcen würden obendrein benötigt. Voraussetzung wäre zum Beispiel eine ausreichende Versorgung der Anbauflächen mit Wasser sowie insbesondere ein Konzept, welches regelt, wer die Gartenarbeit übernimmt – wie etwa professionelle Gärtner*innen oder Privatpersonen. Um urbane Landwirtschaft als Haupt-Versorgungsquelle für Gemüse zu etablieren, sind laut der Studienautor*innen Gesamtinvestitionen von 753 Millionen Euro erforderlich. Das sind etwas weniger als 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts von Berlin. Doch diese Investition könnte sich lohnen, da vor Ort angebautes Gemüse durch kürzere Transportwege deutlich weniger Emissionen verursacht. Rybski betont: "Wenn wir unser Gemüse lokal anbauen, dann könnte das Stadtleben lebenswerter und gesünder werden. Wir bringen die Natur in die Großstadt und fördern so die Gemeinschaft und die Biodiversität". Auch, wenn die Herstellungskosten für das lokale Gemüse wahrscheinlich relativ hoch ausfallen und etwa zwischen zwei und zehn Euro pro Kilogramm liegen, hätte laut Angaben der Forschenden die großflächige urbane Landwirtschaft viele Vorteile für Berlin.

Die Studie "A large share of Berlin's vegetable consumption can be produced within the city" ist in der Zeitschrift Sustainable Cities and Society (Volume 91) erschienen und ist im nachfolgenden Link in englischer Sprache zu finden.


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