Wie kommen Senior*innen von ihrer Residenz zum Arzt, Eltern mit Kinderwagen aus dem Vorort in die Stadt oder Jugendliche sicher nach einer Schulfete nach Hause? An vielen Orten fährt der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) nur selten – insbesondere morgens und abends. Das liegt vor allem an der geringen Nachfrage, wodurch sich eine Beförderung in großen Fahrzeugen – wie Bus oder Straßenbahnen – auf festgelegten Strecken oftmals nicht lohnt. Zudem wollen die meisten Menschen ohne langes Warten, auf direktem Weg und ohne häufiges Umsteigen ans Ziel kommen. Weil das Angebot fehlt, nutzen viele derzeit ihren privaten Pkw oder fahren ihre Kinder – wodurch wiederum hohe ökologische, ökonomische und soziale Kosten entstehen. Daher sind grundlegende Veränderungen in der Automobilität erforderlich.
Eine mögliche Lösung dafür ist das sogenannte On-Demand-Ridepooling: Dabei werden Abfahrts- und Zielort in einer App angegeben, eine Künstliche Intelligenz (KI) bündelt die Anfragen und ein oder mehrere Kleinfahrzeuge (Pkw oder Transporter) bringen die Nutzenden direkt ans Ziel – zwar mit ein paar Umwegen, aber ohne Umstiege. Inzwischen existieren über 60 dieser Systeme in Deutschland. Das bietet großes Potenzial, um die Anzahl an Fahrzeugen und der gefahrenen Kilometer zu reduzieren. Der ÖPNV hingegen würde ausgebaut und wäre auch spätabends sowie in ländlichen Gebieten verfügbar.
Doch wie sind die On-Demand-Ridepooling-Angebote derzeit aufgestellt? Kann der Kinderwagen mitfahren und wie lange warten Kund*innen auf ihre Fahrt? Wie gestalten die Anbieter*innen ihre Preise und wer hat die Projekte ins Leben gerufen? Antworten darauf liefert das Wuppertal Paper "On-Demand-Ridepooling als Beitrag zu Mobilitätswende und Daseinsvorsorge" von Paul R. Schneider, Thorsten Koska und Carolin Schäfer-Sparenberg aus dem Forschungsbereich Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut. Die Forschenden haben dazu öffentlich zugängliche Informationen von über 60 Systemen zusammengetragen und in einer Befragung gaben über 30 Systeme tiefere Einblicke. Auf Grundlage dieser Daten entwickelten die Autor*innen eine Systemtypologie, die zwischen neun Typen verschiedener Merkmalskonstellationen, wie etwa Preis, Größe des bedienten Gebiets und zeitliche Verfügbarkeit differenziert. Daraus leiten sie ab, wie On-Demand-Ridepooling ausgestaltet sein sollte, um die Daseinsvorsorge sicherzustellen und die Nachhaltigkeit voranzutreiben.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen, die weitere Untersuchungen erfordern – wie etwa, woher die benötigten Fahrer*innen kommen, wer die Kosten für solche Angebote übernimmt und insbesondere, welche Rolle autonome Fahrzeuge hier zukünftig spielen können.
In der Schriftenreihe "Wuppertal Papers" werden Zwischenergebnisse von Studien und Untersuchungen veröffentlicht. Das Wuppertal Paper Nr. 202 ist kostenfrei im nachfolgenden Link abrufbar.
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