Weil in Elektroautos – sogenannten E-Cars – im Vergleich zu herkömmlichen Automobilen deutlich mehr wertvolle Nichteisenmetalle sowie neuartige Verbund- und Kunststoffe verarbeitet werden, hat das Recycling von Elektro-Altfahrzeugen enormes Potenzial. Dieses wird allerdings bislang nur unzureichend genutzt. Ein Grund dafür ist, dass aktuelle, manuelle Demontageprozesse zeit- und kostenintensiv sind. Das neue Graduiertenkolleg (GRK) Circular E-Cars setzt genau hier an: Die RWTH Aachen verfolgt zusammen mit der FH Münster, der Nachhaltigkeitsinitiative der Universitäten in Nordrhein-Westfalen Humboldtn sowie dem Wuppertal Institut das Ziel, das Rheinische Revier zu einem europaweit führenden Standort für Forschung, Entwicklung und Innovation zur Etablierung metallfokussierter Kreisläufe von E-Cars zu entwickeln.
Die Vision des Vorhabens besteht darin, neue Wege in der Recyclingfähigkeit und Kreislaufwirtschaft verschiedener Stoffströme von E-Cars zu gehen, um sie im Rheinischen Revier zu etablieren. Dies stärkt die Resilienz der Wertschöpfungskette im Automobilsektor als deutscher Schlüsselindustrie. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Graduiertenkolleg in den kommenden vier Jahren mit 8,4 Millionen Euro. Ressourceneffiziente, (teil-)automatisierte Demontageprozesse sollen unter Einsatz von Augmented Reality und Künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt werden. Die erfolgreiche Implementierung einer solchen Circular Economy in diesem Bereich soll durch den Wissenstransfer der im Graduiertenkolleg ausgebildeten Promovierenden begleitet und sichergestellt werden. In 22 Promotionsvorhaben werden verteilt über die Standorte in sogenannten Lösungspartnerschaften mit Unternehmen und verschiedenen Akteur*innen aus Praxis und Wissenschaft alle Elemente innovativer, zirkulärer Wertschöpfungsketten von E-Cars erforscht.
Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen
Neben der technischen Seite werden im GRK zudem gezielt Geschäftsmodelle, Industriestandorte und Arbeitsmarktkompetenzen untersucht. Hier liegt ein Fokus auf kleinen und mittleren Unternehmen, da im Rheinischen Revier noch viele traditionelle Industrien aus Rohstoffgewinnung und -verarbeitung zu finden sind und unter einem erheblichen Veränderungsdruck stehen. Circular E-Cars bindet mehrere Transformationsplattformen ein, die regionale Unternehmen einbeziehen und damit den erfolgreichen Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen in tragfähige Geschäftsmodelle helfen zu gewährleisten.
So bringt die deutschlandweit einzigartige Transformationsplattform REVIERa zum Wandel im Rheinischen Revier umfangreiche Erfahrungen ein und unterstützt den Strukturwandel durch ein Netzwerk von über 50 Akteur*innen vor Ort. Das Wuppertal Institut treibt die Entwicklung des Rheinischen Reviers als nachhaltige Vorreiterregion mit integrativen Zukunftsstrategien voran. Circular E-Cars ist auf die Bildung eines Innovationsökosystems ausgerichtet, das langfristig mindestens 7.000 Arbeitsplätze im Rheinischen Revier in der Kreislaufwirtschaft schaffen soll und die Zukunftsfähigkeit der Region substanziell erhöht.
Um die Promovierenden innerhalb des Graduiertenkollegs im strategischen Handlungsfeld Nachhaltigkeitsforschung zu stärken, wird die Initiative Humboldtn eine Ringvorlesung und eine Summer-School anbieten. Im Zentrum der Ringvorlesung "Rheinisches Revier nachhaltig gestalten" steht die Nachhaltigkeitsforschung mit Bezug zum Rheinischen Revier. Die Summer-School zum Thema "Transformative Forschung am Beispiel des Strukturwandels von Industrieregionen" wird mit Site-Visits an außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Rheinischen Revier kombiniert und in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut durchgeführt. Die Forschenden des Wuppertal Instituts bringen hier die Initiative IN4climate.RR zur Erforschung und Implementierung von Technologien für eine klimaneutrale Industrie im Rheinischen Revier ein. Zusätzlich sind für die Promovierenden die Angebote zur Karriereförderung der RWTH Aachen, der Universität Siegen und der FH Münster offen.
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