In einem kürzlich im Journal "Nature Communications" veröffentlichten Artikel beschreiben Forschende des Wuppertal Instituts und 13 weiterer Einrichtungen das enorme Potenzial von Suffizienzpolitik für die europäische Energieversorgung: Die Autor*innen zeigen, dass bis 2050 eine Reduktion des europäischen Endenergiebedarfs um 50 Prozent gegenüber 2019 möglich ist – der größte Teil davon durch Suffizienzmaßnahmen quer durch alle Sektoren. Damit schlagen die Forschenden einen ambitionierten, aber realistischen Dekarbonisierungspfad für Europa vor, der nicht nur mit dem 1,5-Grad-Ziel kompatibel ist, sondern zusätzlich auch einen Anteil von 77 Prozent erneuerbarer Energien bis 2040 und von 100 Prozent bis 2050 ermöglicht, den Bedarf für Energieimporte nach Europa vermeidet und den Einsatz von Technologien zur CO2-Abscheidung weitestgehend überflüssig macht.
Basis für die Berechnungen der Forschenden ist das CLEVER-Szenario (a Collaborative Low Energy Vision for the European Region), das Suffizienzmaßnahmen priorisiert und mit Effizienzsteigerungen sowie dem Ausbau erneuerbarer Energien ergänzt. Dieser Ansatz unterscheidet sich von den meisten traditionellen Energieszenarien, die typischerweise bei der Dekarbonisierung der Energieversorgung ansetzen, dann Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ergänzen und Suffizienz nur als letzte Stellschraube in Betracht ziehen – wenn überhaupt. "Der suffizienzbasierte CLEVER-Ansatz hat nicht nur Vorteile in Bezug auf die Geschwindigkeit der Emissionsreduktionen, sondern senkt auch den Investitions- und Flächenbedarf für den Ausbau erneuerbarer Energien und sorgt gleichzeitig für eine gerechtere Lastenverteilung zwischen den europäischen Ländern," erklärt Johannes Thema, Senior Researcher im Forschungsbereich Energiepolitik am Wuppertal Institut und Mitautor des Papers, und ergänzt: "Unsere Modellierungen zeigen deutlich, dass Europa mit Suffizienzmaßnahmen die Chance hat, den Energiebedarf massiv zu senken – und somit die Kosten der Energiewende deutlich zu reduzieren und schnell auf den 1,5-Grad-Pfad zurückzukehren. Ohne Suffizienz wird eine Dekarbonisierung schwer zu erreichen sein, oder nur mit großen Externalisierungseffekten für Energie- und Ressourcenimporte".
Der Artikel "The key role of sufficiency for low demand based carbon neutrality and energy security across Europe" ist über den untenstehenden Link kostenfrei abrufbar.
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