Die Darstellung künftiger Emissionspfade ist ein zentraler Bestandteil der Sachstandsberichte des Weltklimarats Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Im Artikel "Tracing the transformation: Energy and socioeconomic system transformation through a decade of IPCC-assessed scenarios", der nun in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht wurde, haben Wissenschaftler*innen mehrere IPCC-Berichte miteinander verglichen und die Evolution der berücksichtigten Szenarien analysiert. Seitens des Wuppertal Instituts untersuchten Dr. Lukas Hermwille, Co-Leiter des Forschungsbereichs Transformative Industriepolitik, und Wolfgang Obergassel, Co-Leiter des Forschungsbereich Internationale Klimapolitik, gemeinsam mit elf weiteren Wissenschaftler*innen dafür die vom IPCC erfassten Entwicklungen und Veränderungen in den Energie- und sozioökonomischen Systemen der vergangenen zehn Jahre. Dazu bewerteten die Autor*innen den fünften und sechsten Sachstandsbericht des IPCC sowie den IPCC-Sonderbericht über 1,5 °C globale Erwärmung, um die relevanten Faktoren, einschließlich Politik und Technologie, für die Entwicklung der Emissionspfade zu bewerten.
Die Autor*innen stellen fest, dass Referenzszenarien ohne spezifische Klimaschutzmaßnahmen in neueren Berichten durchweg niedrigere CO2-Emissionen ausweisen. Dieser Trend ist auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen: Dazu zählen sinkende Kosten für CO2-arme Technologien und reduzierte Erwartungen an das Wirtschaftswachstum, die zu einem Rückgang des prognostizierten Anteils fossiler Brennstoffe in den Sektoren Energie und Industrie führen. Ambitionierte Szenarien, die Klimaschutzpfade untersuchen, die die globale Erwärmung auf 1,5 bis 2 Grad im Jahr 2100 begrenzen, setzen zunehmend auf stärkere Elektrifizierung und einen höheren Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung. Gleichzeitig ist in diesen Szenarien die Abhängigkeit von Kohle, Kernkraft, Bioenergie und CO2-Abscheidung und -Nutzung (Carbon Capture and Storage, CCS) aufgrund von technologischem Fortschritt und veränderten Kosten gegenüber den älteren Szenarien gesunken. Trotz des schrumpfenden CO2-Budgets infolge unzureichender Klimapolitik sind die Minderungskosten dank optimistischerer Prognosen für kohlenstoffarme Technologien nicht gestiegen. Die Analyse unterstreicht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Neukalibrierung von Modellen und Szenarien, um mit technologischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen Schritt zu halten und die politische Relevanz zu wahren.
Der Fachbeitrag entstand im Rahmen des Forschungsprojekts "NDC ASPECTS", das durch das Horizont 2020 Forschungsprogramm der Europäischen Union unter Finanzhilfevereinbarung Nr. 101003866 gefördert wird. Die Forschenden erstellten im Rahmen des Projekts globale und nationale Pfade zur Dekarboniserung von vier für den Klimaschutz zentralen Sektoren und untersuchten internationale politische Rahmenbedingungen, die diese Transformation ermöglichen und befördern können.
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