Der Verkehrssektor ist verantwortlich für über ein Fünftel der deutschen Treibhausgasemissionen, auf europäischer Ebene sogar für mehr als ein Viertel. Um die Klimaziele der EU zu erreichen – und, aus deutscher Sicht, milliardenschwere Strafzahlungen oder den Kauf von Verschmutzungsrechten aus anderen Staaten zu vermeiden – sind in den nächsten Jahren massive Anstrengungen nötig, insbesondere im Verkehrssektor. Neben Vermeidung und Verlagerung von Verkehr liegt der Fokus der Lösungsansätze für den motorisierten Individualverkehr auf E-Autos, aber für Lkw und Flugzeuge sind andere Ansätze notwendig. Hier könnten synthetische Kraftstoffe eine vielversprechende Lösung sein.
Vor diesem Hintergrund haben Forschende des Wuppertal Instituts eine modellgestützte Analyse durchgeführt, die technische Potenziale und investive Risiken der MENA-Region in Bezug auf die Produktion und den Export synthetischer Kraftstoffe nach Europa aufzeigt: Anhand eines kostenoptimierenden Energieversorgungsmodells analysieren die Autor*innen die mögliche Rolle der MENA-Region bei der Deckung des künftigen Bedarfs an synthetischen Kraftstoffen in Europa, unter Berücksichtigung von Erzeugung, Speicherung und Transport von Elektrizität, Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen. Um dabei regionale Unterschiede bei den Investitionsrisiken abzubilden, kommen verschiedene Szenarien zum Einsatz: ein Basisszenario, bei dem regionale Unterschiede bei den Investitionsrisiken nicht berücksichtigt werden, sowie drei Risikoszenarien mit unterschiedlichen Entwicklungen der regionalen Investitionsrisiken.
Die Ergebnisse zeigen, dass Importe aus der MENA-Region aus wirtschaftlicher Sicht zwar eine attraktive Option sein können, vorzugsweise in Form des Endprodukts, also synthetischer Kraftstoffe. Unter Berücksichtigung der Investitionsrisiken zeigt sich jedoch, dass niedrigere Importquoten für synthetische Kraftstoffe für Europa attraktiver wären, da die höheren Erzeugungskosten in Europa bis zu einem gewissen Grad durch die geringeren Investitionsrisiken aufgewogen würden. Auch sei das technische Potenzial für erneuerbare Energien in Europa ausreichend hoch, um die künftige Nachfrage nach Strom und synthetischen Kraftstoffen zu decken, so die Forschenden. Insgesamt machten die Ergebnisse deutlich, dass die Berücksichtigung länderspezifischer Investitionsrisiken bei der techno-ökonomischen Modellierung von entscheidender Bedeutung sei.
Die Analyse "Providing the transport sector in Europe with fossil free energy – a model-based analysis under consideration of the MENA region" wurde im Journal frontiers veröffentlicht und steht über den nachfolgenden Link kostenfrei zum Download bereit. Die Ergebnisse beruhen auf dem Projekt MENA-Fuels, das ebenfalls unten verlinkt ist.
Cookie-Einstellungen
Cookies helfen uns, die Website für Sie ständig zu verbessern. Mit dem Klick auf den Button "Zustimmen" erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Für weitere Informationen über die Nutzung von Cookies oder für die Änderung Ihrer Einstellungen klicken Sie bitte auf Mehr über die Verwendung und Ablehnung von Cookies.