Wie soziale Ungerechtigkeit die Energiewende in Kohleregionen bremst

Paper zu sozialen Ungerechtigkeiten in Kohleregionen in Nature Energy veröffentlicht

  • News 05.06.2025

Kohle- und kohlenstoffintensive Regionen waren lange die wirtschaftlichen Eckpfeiler vieler europäischer Regionen. Doch die Klimakrise und die dadurch notwendige Energiewende stellen Unternehmen und die Gesellschaft vor Ort vor enorme Herausforderungen: Bereits lange bevor sich der Strukturwandel abzeichnete, waren diese Regionen in ihrer sozioökonomischen Entwicklung zurückgeblieben, etwa in Bezug auf Arbeitslosigkeit und Einkommen. Die nun erforderliche Transformation verschärft nicht nur bestehende geschlechterspezifische Ungleichheiten, sondern bringt auch neue soziale Spannungen hervor: Arbeitsplatzverluste, wirtschaftlicher Niedergang und der Verlust kollektiver Identität in Kohlegemeinden – oft einhergehend mit (rechts-)populistischen Tendenzen.

Diese neuen und alten Ungerechtigkeiten überschneiden und überlagern sich, wodurch sie sich gegenseitig weiter verstärken und so zu einer Verstetigung von Ungerechtigkeiten führen. Das zeigt Dr. Lukas Hermwille, Co-Leiter des Forschungsbereichs Transformative Industriepolitik am Wuppertal Institut, gemeinsam mit internationalen Forschenden in dem aktuellen referierten Kommentar "Compounding Injustices Can Impede a Just Energy Transition", der nun in der Fachzeitschrift Nature Energy erschienen ist. Ein expliziter Fokus auf diese sich überlagernden und gegenseitig verstärkenden Ungerechtigkeiten ("compounding injustices") kann helfen, die Gerechtigkeitswirkung des Strukturwandels systematischer zu analysieren und die politischen Prozesse für einen wirklich gerechten Strukturwandel zu verbessern. Der Artikel synthetisiert die Ergebnisse des EU-finanzierten Forschungsprojekts "Carbon Intensive Regions in Transition – Unravelling the Challenges of Structural Change", kurz CINTRAN, das zentrale Herausforderungen für Politik, Wirtschaft und die Menschen in Kohle- und kohlenstoffintensiven Regionen analysierte. Auf Basis ihrer Ergebnisse formulieren die Forschenden zentrale Empfehlungen für die Politik:

  • Anerkennung von Ungerechtigkeiten: Politische Entscheidungstragende sollten die vielfältigen Dimensionen von Ungerechtigkeit anerkennen. Dabei sollten sie insbesondere die Beteiligung von Stakeholdern in politischen Prozessen (Prozessgerechtigkeit) und die Bedürfnisse besonders verletzlicher Gruppen und Individuen in den Mittelpunkt stellen (Anerkennungsgerechtigkeit).
  • Monitoring-System: Die Einführung eines Überwachungssystems, das bestehende und künftige Ungerechtigkeiten systematisch erfasst und Fortschritte bei deren Beseitigung dokumentiert – ähnlich, wie es die Europäische Kommission mit dem Clean Industrial Deal vorgeschlagen hat.
  • Partizipation stärken: Besonders stark von Ungerechtigkeit betroffene lokale Akteur*innen sollten aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, um sozialer Spaltung entgegenzuwirken und Akzeptanz für den Wandel zu schaffen.

Der vollständige Kommentar kann über den untenstehenden Link abgerufen werden.


Cookie-Einstellungen

Cookies helfen uns, die Website für Sie ständig zu verbessern. Mit dem Klick auf den Button "Zustimmen" erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Für weitere Informationen über die Nutzung von Cookies oder für die Änderung Ihrer Einstellungen klicken Sie bitte auf Mehr über die Verwendung und Ablehnung von Cookies.