Steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie Inflation sozial gerecht abfedern und gleichzeitig nachhaltiges Verhalten ermöglichen

Wuppertal Institut und GLS Bank veröffentlichen Kurzstudie zum Vergleich ausgewählter Instrumente und stellen Konzept eines Transformationsgeldes vor

  • News 03.11.2022

Durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die dadurch entstandenen Energie- und Rohstoff-Versorgungsprobleme ist die Bundesregierung gezwungen, schnell und zielführend zu handeln. Neben der Gewährleistung von Versorgungssicherheit müssen auch die sozialen Härten abgefedert werden, die durch die steigenden Energiepreise entstehen. Als Folge der steigenden Energiekosten steigen auch die Preise in der gesamten Lieferkette, was heute schon zu einer Inflation von zehn Prozent führt. Die damit einhergehenden Kostenbelastungen betreffen alle Konsumbereiche – insbesondere werden Wohnen, Mobilität und Ernährung teurer. Hierdurch werden vor allem Haushalte mit niedrigen Einkommen überdurchschnittlich belastet. Zudem haben diese Haushalte – wenn überhaupt – nur ein geringes Einsparpotenzial, da sie durch ihre finanzielle Situation ohnehin schon zu kaum mehr als einem Basiskonsum gezwungen sind.
"Auf der anderen Seite bieten hohe Energiepreise aber auch die historische Chance, eine Lenkungswirkung zu entfalten, indem diese etwa Energieeinsparungen und den Ausbau erneuerbarer Energien forcieren", sagt Sebastian Schuster, Junior Researcher im Forschungsbereich Produkt- und Konsumsysteme am Wuppertal Institut.

Vor diesem Hintergrund entwickelten die Forschenden des Wuppertal Instituts in ihrer Kurzstudie, die im Auftrag der GLS Bank entstand, das Konzept eines sogenannten Transformationsgeldes. Die explorativ ausgerichtete Studie vergleicht zunächst kriteriengestützt aktuelle Maßnahmenvorschläge wie beispielsweise das Klimageld, Helikoptergeld, Energiegeld und Wohngeld genauer und leitet aus den Vor- und Nachteilen das Konzept des Transformationsgeldes ab.
"Ein zentrales Ziel des Transformationsgeldes ist, dass das Geld die Menschen erreicht, die es wirklich brauchen. Dabei sollen die Haushalte nicht nur in der aktuell schwierigen Situationen hoher Preise entlastet werden, um Wohnung, Lebensmittel, Mobilität und Energie bezahlen zu können, sondern ihnen auch grundsätzlich Teilhabe und ein an Nachhaltigkeitsaspekten ausgerichtetes Verhalten ermöglicht werden", ergänzt Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts. Das Transformationsgeld soll bedürftige Haushalte gezielt entlasten, niedrigschwellig zugänglich sein und möglichst wenig bürokratischen Aufwand für Antragsteller*innen und den Staat bedeuten.
Nach Ansicht der Studienautor*innen empfiehlt sich aufgrund des hohen Zeitdrucks zur kurzfristigen Entlastung zwar bestehende Instrumente zu nutzen, deren Entlastungswirkung durch Anpassung der Regelsätze aber erhöht werden sollte. Mittelfristig ist nach Ansicht der Autor*innen die Einführung des Transformationsgeldes aufgrund der breiteren Zielsetzung sinnvoll, bei dessen Ausgestaltung folgende Punkte besonders berücksichtigt werden müssen:

  • Auszahlung nur bis zu einer bestimmten Obergrenze von Einkommen/Vermögen
  • Dynamische Anpassung der Höhe in Abhängigkeit der zukünftigen Herausforderungen (sich ändernden Rahmenbedingungen)
  • Einkommensabhängige Höhe des Transformationsgeldes, um zielgenau wirken zu können. Getreu dem Prinzip: "Je höher das Einkommen, desto niedriger der Betrag."

Die vom Wuppertal Institut vorgelegte Studie hat einen bewusst explorativen Charakter und soll zur Diskussion und Weiterentwicklung einladen. Dabei ist das oberste Ziel, auch die einkommensschwachen Haushalte zu befähigen, Teil des notwendigen Transformationsprozesses sein zu können und ihren Beitrag selbst gestalten zu können.

Die "Kurzstudie Transformationsgeld" ist im nachfolgenden Link auf dem Publikationsserver des Wuppertal Instituts zu finden.


Cookie Settings

Cookies help us to constantly improve the website for you. By clicking on the "Allow cookies" button, you agree to the use of cookies. For further information on the use of cookies or to change your settings, please click on More about the use and rejection of cookies.