Wert ohne Herrschaft?

Buch erschienen zu Wertbildung und Externalisierung in der Gesellschaft

  • News 15.02.2023
Foto des Buchcovers "Wert ohne Herrschaft?"
Das Buch "Wert ohne Herrschaft?" von Prof. Dr. Uta von Winterfeld und Prof. Dr. em. Adelheid Biesecker ist am 13. Februar 2023 im Verlag Barbara Budrich erschienen. Quelle: Wuppertal Institut/L. Schenk

Geld verdienen ist wertvoll, sich um die Kinder und die Familie zu kümmern, zwar notwendig aber weniger wert. Diesen Eindruck vermittelte die Situation vieler berufstätiger Mütter während der Corona-Pandemie für Prof. Dr. Uta von Winterfeld, Senior Researcherin im Forschungsbereich Strukturwandel und Innovation am Wuppertal Institut, und die Ökonomin und emeritierte Professorin Dr. Adelheid Biesecker. Plötzlich mussten die Mütter Erwerbs- und Sorgearbeit im Homeoffice miteinander verbinden. In ihrem neuen Buch "Wert ohne Herrschaft?" ergänzen die Autorinnen mit diesem und weiteren Beispielen aus der Praxis der Pandemie ihre zentrale These: Bewertung ist mit Entwertung ebenso verbunden wie die Eingrenzung der Einen mit der Ausgrenzung der Anderen. Diesen Mechanismus nennen von Winterfeld und Biesecker "Externalisierung als Prinzip". Für sie ist dieser bezeichnend für die herrschaftlich geprägte kapitalistische Wertbildung, die systematisch Abwertungen und Ausschlüsse hervorruft. Es geht um ein Herrschaftssystem, das funktioniert, weil die einen ins kapitalistische Geschäft einbezogen werden und die anderen systematisch ausgegrenzt werden.

Neben der Ideen- und Theoriegeschichte des externalisierenden Prinzips und den wichtigen Entwicklungslinien im zwanzigsten Jahrhundert widmen sich die Autorinnen in einem weiteren Kapitel der Praxis. "Dieses Buchkapitel war zunächst nicht geplant. Doch die COVID-19-Pandemie hat uns gelehrt, dass nun auch praxisnahes Forschen gebraucht wird", erklärt Uta von Winterfeld. Daher haben die Autorinnen gemeinsam mit betroffenen Frauen empirische Exkursionen unternommen und tauschten mit ihnen Erfahrungen, Erlebnisse und Gedanken aus. Die Lehrerin Charlotte Horras und die Mitarbeiterinnen vom Wuppertal Institut Luisa Lucas und Annika Rehm erzählen die Geschichte der "erschöpften und empörten" berufstätigen Mütter. Vera Kravchik, Melanie Lucas und Yasmin Owaida erzählen als politische Sozialarbeiterinnen, die sich in Pandemie-Zeiten engagieren und zugleich blockiert werden. Biesecker und von Winterfeld ziehen in ihrer Fallstudie eine überraschende Bilanz. 

Zwei Gastbeiträge von Dr. Andrea Vetter und Andrea Baier ergänzen und stützen die Blickpunkte der Autorinnen mit neuen Theorien und Praxisbezügen. Abschließend gehen sie der Frage nach, wie und von wem und inwiefern die Geschichte von Wert und Herrschaft anders erzählt werden kann, was sie daran hindert und worin gleichwohl ein utopischer Funke besteht.

Das Buch "Wert ohne Herrschaft – Externalisierung als Prinzip kapitalistischer Wertbildung, Coronakrise und transformative Praxis" ist am 13. Februar 2023 im Verlag Barbara Budrich erschienen.


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