Das Pioniervorhaben "SUETS – Social Urban Emissions Trading Systems" zielt auf die partizipative Konzipierung und Erprobung lokaler Emissionshandelssysteme in der Stadt Essen. Im Mittelpunkt steht die Forschungsfrage, inwieweit sich die kommunale Klimaschutzwirkung durch quartiersübergreifende Kooperation erhöht.
Zu Beginn wird ein sozialökologischer Segregationsindex von zwei strukturell unterschiedlich aufgestellten Quartieren in Essen entwickelt, der das sozialräumliche Ungleichgewicht und ökologische Landkarten miteinander verbindet. Davon wird das Nachhaltigkeitsniveau der beiden Quartiere abgeleitet. Die Stadt Essen vergibt auf Grundlage dieses Nachhaltigkeitsniveaus an beide Quartiere Zertifikate und vereinbart mit ihnen Nachhaltigkeitsziele. Mit den vergebenen Zertifikaten kann daraufhin gehandelt und der Erlös in zukunftsfähige Infrastrukturen und Projekte vor Ort reinvestiert werden.
Dabei geht das Projekt methodisch neue Wege: Statt die Herausforderung zukunftsfähiger Stadtentwicklung auf den "ökologischen Fußabdruck" zu verengen, sollen Fragen der Klimagerechtigkeit entlang der Problemstellungen einer Stadt bearbeitet werden. Ein besonderes Augenmerk des Projekts liegt auf dem methodischen Design, das kreative Ansätze gesellschaftlicher Transformation und konkrete Experimentierräume in urbanen Reallaboren vorsieht. Um über die Reinvestition der an der Emissionsbörse freigesetzten Mittel zu entscheiden, werden Quartiersräte gebildet.
Neben den messbaren Effekten lokaler Emissionshandelssysteme auf die Klimabilanz einer Stadt interessiert sich das Forschungsteam dafür, inwieweit sich der soziale Austausch zwischen den Quartieren durch die partizipative Generierung von Transformationswissen qualitativ erhöht. Hier ist interessant, welche Methoden dies unterstützen und inwieweit soziale Handelssysteme für lokale Emissionen in der Lage sind, gesellschaftliche Strukturen zu verändern.
Das Forschungsprojekt leistet drei wichtige Beiträge zur gesellschaftlichen Transformation:
- Als neue Bemessungsgrundlage transformativer Sozialräume führt der sozialökologische Segregationsindex zu einem differenzierten Bild städtischer Fragmentierung.
- Durch die Aussicht konkreter Einsparungspotentiale beim Verbrauch ist von einer Vitalisierung des zivilgesellschaftlichen Engagements vor Ort auszugehen.
- Die Handelssysteme setzen Impulse zur Etablierung einer neuen Praxis kommunaler Klimaschutzaktivitäten.