Mit dem Szenario "Klimaneutrales Deutschland 2045" wurde im Jahr 2021 erstmals aufgezeigt, wie Deutschland bis 2045 klimaneutral werden und bis 2030 seine Treibhausgasemissionen um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 senken kann. Rund drei Jahre später war absehbar, dass die für 2030 festgelegten sektorspezifischen Treibhausgasminderungsziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes – zumindest hinsichtlich der Sektoren Verkehr und Gebäude – mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht eingehalten werden können. Zudem entwickelte sich die Wirtschaft aufgrund der Corona-Pandemie sowie der Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine deutlich anders als zuvor erwartet.
Agora Energiewende, Agora Verkehrswende, Agora Industrie und Agora Agrar haben deshalb die wissenschaftlichen Partner hinter der Studie "Klimaneutrales Deutschland 2045" beauftragt, eine Aktualisierung des Szenarios vorzunehmen. Das Wuppertal Institut ist in dieses Projekt als Unterauftragnehmer von Prognos eingebunden und – wie in der vorherigen Studie und in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel – für die Entwicklung des Industriesektor-Szenarios verantwortlich. Dabei griffen die Forschenden auf das technologisch detaillierte Bottom-up-Modellinstrumentarium des Wuppertal Instituts zurück. Dieses berücksichtigt unter anderem aktuelle Ankündigungen von Unternehmen zu künftigen Investitionsvorhaben und reflektiert die erfolgte Verschärfung des EU-Emissionshandels, nach der bereits etwa ab dem Jahr 2040 keine neuen CO2-Zertifikate für die Industrie und die Energiewirtschaft mehr verfügbar sein werden. Neben der Entwicklung des Industriesektors im Hauptszenario der Studie betrachten die Wissenschaftler*innen des Wuppertal Instituts und der Universität Kassel auch mehrere Sensitivitäten mit alternativen Entwicklungen des Sektors.