Klimaschutz als Privileg?

Wuppertaler Studienarbeit zum Einfluss der sozialen Herkunft von Jugendlichen auf ihre Position zum Klimawandel veröffentlicht

  • News 29.06.2023

Wie prägt die soziale Herkunft von Jugendlichen ihre Wahrnehmung des Klimawandels? Und ist Klimaschutz ein Privileg, das Jugendlichen aus wohlhabenden oder akademisch geprägten Familien vorbehalten ist? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die kürzlich erschienene Wuppertaler Studienarbeit Nr. 29 "Klimaschutz als Privileg? – Milieuspezifische Handlungsbefähigung von Schüler*innen in Bezug auf den Klimawandel".

Für ihre Bachelorthesis befragte Amelie Straßen, studentische Hilfskraft im Forschungsbereich Energiepolitik am Wuppertal Institut, vier Jugendliche. Alle Interviewten engagieren sich im Projekt Schools4Future, in dem sie gemeinsam mit Forschenden des Wuppertal Instituts Klimaschutzmaßnahmen für ihre Schule entwickeln. Zwei der Schüler*innen besuchen eine Schule mit einem sozial eher prekären Einzugsgebiet, die beiden anderen eine Schule mit eher akademisch geprägtem Einzugsgebiet. 

Die Studienarbeit zeigt, dass für Jugendliche mit privilegiertem Hintergrund insbesondere klimafreundlicher Konsum im Fokus steht. In diesem Kontext sprechen sie den Schüler*innen aus prekären Verhältnissen teilweise die Fähigkeit ab, im Klimaschutz aktiv zu werden: Diese hätten dafür keine – oder nur sehr begrenzte – Ressourcen, da sie sich beispielsweise kein Bio-Fleisch leisten oder auf ein E-Auto umsteigen könnten. Straßen kommentiert: "Das stimmt so nicht – denn Konsumverzicht ist deutlich nachhaltiger als klimafreundlicher Konsum. Und das ist den Schüler*innen aus prekären Verhältnissen eher bewusst".

Das spiegelt sich auch in den Interviews wider: Die Jugendlichen aus finanziell schwächeren Haushalten wiesen darauf hin, dass sie einen viel geringeren ökologischen Fußabdruck hätten: Sie seien darauf angewiesen, ihren Konsum im Vergleich zu Gleichaltrigen einzuschränken. So würden zum Beispiel Kleidung oder Smartphones lange genutzt und häufig repariert. Außerdem würden sie klimafreundliche Alternativen wie den öffentlichen Nahverkehr nutzen, da ihre Familien kein Auto besäßen.

Mit ihrer explorativen Arbeit will die Autorin eine Forschungslücke in der Transformationsdebatte schließen: "Es gibt kaum Forschung zu Jugendlichen aus prekären Milieus, die sich für Klimaschutz engagieren. Meine Arbeit soll helfen zu verstehen, wie wir es schaffen können alle Gesellschaftsschichten zu mobilisieren – und zu motivieren, die Transformation voranzutreiben", erklärt Straßen.

Die Wuppertaler Studienarbeit Nr. 29 ist in deutscher Sprache erschienen und über den nachfolgenden Link kostenfrei abrufbar.


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