Pionier der Ressourceneffizienz

Professor Friedrich Schmidt-Bleek zum 80. Geburtstag

  • Pressemitteilungen 12.07.2012

Die, die ihn besser kennen, nennen ihn "Bio": am 16. Juli 2012 wird der Chemiker und Umweltforscher Friedrich Schmidt-Bleek 80 Jahre alt. Das Team des Wuppertal Instituts gratuliert ihm dazu ganz herzlich und ist stolz auf seinen Vordenker.

 

Von 1992 bis 1997 leitete Schmidt-Bleek als Vizepräsident zusammen mit Ernst Ulrich von Weizsäcker das Wuppertal Institut und als Direktor die Abteilung "Stoffströme und Strukturwandel". Bereits zuvor, in seiner Tätigkeit beim Umweltbundesamt, hatte er die Grundzüge des deutschen Chemikalienrechts entwickelt. Während seiner Tätigkeit beim Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg erkannte er als einer der ersten, dass neben den Nanogramm, die vom Menschen bewegten Megatonnen noch zu wenig beachtet wurden. Die großen Stoffströme müssten vermindert werden, um das damit verbundene Bündel von Umweltbelastungen zu vermeiden und die Naturressourcen zu schonen, so war sein Credo.

 

1994 veröffentlichte er das Buch "Wieviel Umwelt braucht der Mensch? MIPS. Das Maß für ökologisches Wirtschaften". Mit dieser Messgröße (MIPS = Material Input pro Serviceeinheit) schaffte er ein Instrumentarium, das Umweltverbrauch einfach fassbar, berechenbar und vergleichbar machte. Durch MIPS wird ausgedrückt, wie groß der "Ökologische Rucksack" - auch dieser Begriff wurde von Schmidt-Bleek geprägt - einer Nation, einer Region oder Stadt, eines Unternehmens oder eines Haushalts wie auch eines Produkts oder einer Dienstleistung ist.

 

Schmidt-Bleeks Arbeiten machten international Furore. 2001 erhielt er zusammen mit Ernst Ulrich von Weizsäcker den hochdotierten Weltumweltpreis der japanischen Takeda-Stiftung. In vielen Ländern wird der aus Schmidt-Bleeks Arbeiten abgeleitete Indikator TMR (Total Material Requirement) als Maß für die von einem Wirtschaftssystem verbrauchten stofflichen Ressourcen in der nationalen und internationalen Statistik eingesetzt. Dafür sorgte die auch am Wuppertal Institut konsequent weiter entwickelte Forschung in diesem Bereich.

 

Aber nicht nur auf den Bühnen der internationalen Wissenschaft und Politik hinterlässt Schmidt-Bleek Spuren. Das Bild des "Ökologischen Rucksacks" und was in ihm steckt, hat die gesellschaftliche Diskussion um Nachhaltigkeit wesentlich erweitert. Es ist in Schulbüchern wie auch der universitären Lehre präsent und in öffentlichkeitswirksamen Ausstellungen wiederzufinden.

 

Nicht zuletzt hat es eine Verengung der umweltpolitischen Betrachtung auf die Klimaproblematik bzw. die Minderung von CO2-Emissionen verhindert. Erst durch die Einbeziehung des gesamten Ressourcenverbrauchs - genutzte und nicht genutzte Extraktionen von Mineralien und Ernte von Biomasse - wird ersichtlich, welche Mengen an Abfällen und Emissionen entstehen. Wird der Ressourcenaufwand entlang des ganzen Lebenszyklus' (von der Wiege bis zur Wiege oder zur Bahre) bei der Bereitstellung eines Produkts oder einer Dienstleistung erfasst, werden beispielsweise Konfliktlagen und Problemverlagerungen in der Analyse deutlich. Die Orientierung am eigentlich gewünschten Nutzen (der "Dienstleistung") lässt mehr Alternativen erkennen und Politik kann angemessener reagieren, um Produktion und Konsum nachhaltiger zu gestalten und eine "Dematerialisierung" bzw. höhere Ressourcenproduktivität zu erreichen.

 

Das Wuppertal Institut fühlt sich diesem Ansatz verpflichtet und arbeitet daran, die Methodik für eine integrative Umweltbewertung im Sinne nachhaltiger Entwicklung voranzutreiben - so wie "Bio" Schmidt-Bleek in seinem Factor 10 Institute in Carnoules (Frankreich).

 

 

Pressemitteilung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie

ViSdP: Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident

Kontakt: Öffentlichkeitsarbeit, Dorle Riechert

Tel. +49 (0)202 2492-180, Fax +49 (0)202 2492-108

E-Mail: dorle.riechert@wupperinst.org


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