Energiewende und Partizipation

Handbuch zur sozial- und geisteswissenschaftlichen Energiewendeforschung erschienen

  • News 17.11.2017

Das Handbuch "Energiewende und Partizipation" thematisiert in 68 sozial- und geisteswissenschaftlichen Beiträgen die Transformation des Energiesystems in Deutschland und anderen Ländern vor dem Hintergrund zivilgesellschaftlich-ökonomisch-staatlicher Aktivitäten und Entwicklungen. Die sogenannte Bürgerenergie beschreibt eine gemeinschaftliche Betreibung von Energieanlagen. Träger können engagierte Bürgerinnen und Bürger sein, aber auch Beteiligungsangebote und Einrichtungen der öffentlichen Hand können zu diesen Formen zählen – jenseits konventioneller Unternehmen, treten somit neue Akteure auf. Hinzu kommen weitere Formen der Beteiligung, des Austausches und Diskurses von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen, Staat und Politik im Rahmen der Energiewende. Von Interesse sind dabei nicht nur sozio-ökonomische und technische Innovationen, sondern auch Effekte, die auf die Gesellschaft ausstrahlen und umgekehrt. Dazu zählen etwa gesamtgesellschaftliche Trends, die in die Gestaltung der Energiewende integriert werden. Die Darstellungen beschränken sich nicht nur auf die Beschreibung einzelner Entwicklungen im Bereich der Nutzung erneuerbarer Energien, sondern beziehen sich auch auf angrenzende Bereiche der Energiepolitik, nachhaltiger Ökonomie, lokaler zivilgesellschaftlicher und öffentlicher Aktivitäten, Nutzung und Einfluss von Kommunikations- und Medienformen, Technikdiskurse, Konflikte usw.

Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Wuppertal Instituts beteiligten sich maßgeblich an drei Kapiteln:

Im Kapitel "Transition-Forschung – Ein praxisorientierter Überblick" thematisieren der wissenschaftliche Mitarbeiter Steven März und die Projektleiterin Anja Bierwirth, beide aus der Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut, einen Überblick über laufende Transformationsprozesse der Wissenschaftslandschaft und stellen einen konzeptionellen Rahmen für die Einbettung einer transformativen Wissenschaft in gesellschaftliche Transformationsprozesse im Kontext der Energiewende allgemein sowie am Beispiel des Ruhrgebietes dar.

Die beiden Projektleiter Dr.-Ing. Kurt Berlo und Oliver Wagner aus der Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik, schrieben das Kapitel "Energiewende als Untersuchungsobjekt der Transitionsforschung: eine Analyse der örtlichen Verteilnetzebene für Strom und Gas". Laut Expertenschätzungen sind deutschlandweit in den Jahren 2010 bis 2016 etwa 8.000 der insgesamt rund 14.000 Konzessionen im Strombereich ausgelaufen. Das sind fast 60 Prozent aller Stromnetzkonzessionen, über die in einem relativ kurzen Zeitfenster entschieden werden musste. Dadurch eröffnete sich für viele Städte und Gemeinden das sogenannte windows of opportunity, in denen der für die Energiewende wichtige Betrieb der Verteilnetze beeinflusst werden kann und die vielerorts genutzt wurden, um die örtlichen Versorgungsnetze wieder in kommunale Regie zurückzuführen.

Willington Ortiz, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen am Wuppertal Institut, schrieb mit Julia Wäger, wissenschaftliche Hilfskraft am Wuppertal Institut, und Prof. Dr. Johannes Hamhaber, stellvertrtetender Direktor des Institute for Technology and Resources Management in the Tropics and Subtropics an der TH Köln, das folgende Kapitel: "Nutzung von Kleinstbiogasanlagen und Teilhabe im globalen Süden: Partizipative Evaluation durch das Technology Applicability Framework (TAF) im Projekt Asproinca, Riosucio, Kolumbien". Die Autorin und die beiden Autoren untersuchen die Wirkung einer Organisation von Kleinlandwirte (Asproinca), die die Nutzung von Kleinstbiogasanlagen unter ihren Mitgliedern fördert. Die Studie zeigt, dass der wirkungsvolle partizipative Ansatz von Asproinca insbesondere auf die Zusammenspiel von drei Komponenten zurückgeführt werden kann: i) das Promotorenprogramm, das der Aufbau und Erhaltung eines eigenes Team für die technische Beratung und Begleitung ihrer Mitglieder beinhaltet, ii) der "fondo rotatorio", ein vom Asproinca selbst verwaltet Fond, womit die Organisation kleine transformative Investitionen ihrer Mitgliedern selbst finanzieren kann und iii) die "partcipatory land management plans", die das zentrale Werkzeug für die Planung und Begleitung der Transformation in den Landwirtschaftlichen Systeme ihrer Mitgliedern darstellt. Der analysierte Fall zeigt, dass "Bottom-up"-Initiativen, die auf partizipative Ansätze verkörpern, maßgebende Beitrage in der Verbreitung von nachhaltige Technologien und Praktiken leisten können.

Das Handbuch ist beim Springer-Verlag käuflich zu erwerben.


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