Pedelecs haben das Potenzial, einen substanziellen Beitrag zur Mobilitätswende zu leisten. Die vorliegende Arbeit nutzt erstmals das Konzept der Praktikentheorie nach Shove et al. (2012) zur Untersuchung dieses derzeit exponentiell wachsenden Phänomens. Hierfür wurden neun Interviews in Wuppertal und Münster geführt und mithilfe der Template Analysis sowie der Erstellung von Memos analysiert.
Die vorliegende Arbeit stellt erstmals konkret dar, welche Elemente beim Pendeln per Pedelec eine Rolle spielen. Zudem zeigt sie, dass Pedelec-Pendeln als eine Variante von Velomobilität und nicht als eigenständige Praktik konzeptualisiert werden sollte. Dennoch unterschieden sich die beim Pedelec-Pendeln integrierten Elemente deutlich von denen des Fahrradfahrens, sodass das Pedelecfahren den Anforderungen des Alltags, z. B. dem Transport von Gegenständen oder anstrengenden Umständen, deutlich besser gerecht wird als das Fahrradfahren.
Für eine bessere Entfaltung des Potenziales von Pedelecs schlägt die vorliegende Arbeit insbesondere Politikansätze vor, die eine Normalisierung der Nutzung von wetter- und transportrelevanten Materialien und Kompetenzen zum Ziel haben. Auch eine tiefere Vernetzung mit interagierenden Praktiken anderer Bereiche, beispielsweise einer Integration von Materialien des Fahrradfahrens (GPS-Tacker) in Polizeipraktiken, kann zu diesem Ziel beitragen. Zudem bietet die vorliegende Arbeit Ansatzpunkte für Quantifizierungen, beispielsweise bezüglich typischer Konstellationen von Elementen, um zielgenaue Politikmaßnahmen zu ermöglichen.
Paul R. Schneider:
Is It Still "Cycling"?
Pedelec-Commuting from a Social-Practice-Perspective
Wuppertal 2022, ISBN 978-3-946356-31-8
(Wuppertaler Studienarbeiten zur nachhaltigen Entwicklung Nr. 28)