Weg zur Netto-Null im nigerianischen Zement-Sektor

Die Nachfrage nach Zement wird sich in den meisten afrikanischen Ländern südlich der Sahara bis 2050 verdreifachen

  • News 28.02.2023

Nigeria ist der zweitgrößte Zement-Produzent Afrikas und möglicherweise auf dem Weg, einer der größten Produzenten weltweit zu werden. Der Zement-Sektor trägt wesentlich zum Wachstum des verarbeitenden Gewerbes und der Erdöl-unabhängigen Branchen des Landes bei. Die Energie- und Klimaziele des Landes schreiben dem Sektor zudem eine zentrale Rolle beim Übergang zu einer emissionfreien Wirtschaft zu. Derzeit mangelt es jedoch an detaillierten Studien zu Emissionsszenarien, die die Machbarkeit und die Wege für eine tiefgreifende Dekarbonisierung der Zementproduktion in afrikanischen Ländern untersuchen. Die Forschung in diesem Bereich ist aufgrund der unzureichenden Datenlage und des begrenzten Zugangs zu dem zwar vorhandenen, aber fragmentierten Expert*innenwissen lückenhaft.

Maria Yetano Roche, Researcherin im Forschungsbereich Energiewende International am Wuppertal Institut, schließt diese Lücke mit ihrem kürzlich erschienenen Artikel "Built for net-zero: analysis of long-term greenhouse gas emission pathways for the Nigerian cement sector". Sie zeigt mögliche Zukunftsperspektiven für die Entwicklung des Sektors in Nigeria auf, analysiert der Nachfrage zugrunde liegende Faktoren, wie Demografie und Wirtschaftswachstum, und bewertet das Potenzial für die Dekarbonisierung, etwa durch effizientere Prozesse, sauberere Brennstoffe, Kohlenstoffabscheidung und Nachfragesteuerung. Ihre Ergebnisse zeigen, dass sich die Zement-Nachfrage in Nigeria in allen Szenarien bis 2050 verdreifacht. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums steigt die Pro-Kopf-Nachfrage jedoch nur um 27 Prozent auf 151 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2050. Dies ist immer noch deutlich niedriger als der Wert in anderen Schwellenländern. In einem ambitionierten, aber machbaren Szenario der Autorin erreichen die Emissionen im Jahr 2038 ihren Höhepunkt und führen bis 2050 zu einem Gesamtanstieg von 21 Prozent – im Vergleich zu den Emissionen von 2015. Dies ebnet den Weg für eine Entwicklung in Richtung Netto-Null-Emissionen im Zement-Sektor in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts.

Der heutige Bestand an Zementwerken in Nigeria ist verhältnismäßig jung, aber ein Großteil des benötigten Bestands bis 2050 muss erst noch gebaut werden. Dies eröffnet Chancen für klimafreundliche Investitionen Mitte der 2020er-Jahre. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf: Zukünftige Untersuchungen sollten den Investitionsbedarf quantifizieren und die genauen Zeitfenster für die Modernisierung und Nachrüstung aller nigerianischen Zementwerke ermitteln. Ein Investitionsplan könnte dazu beitragen, Prioritäten zu setzen und die beträchtlichen Finanzmittel zu akquirieren, die zur Unterstützung ausgereifter Technologien wie Klinkerersatzstoffe, nichtkommerzielle Technologien, wie beispielsweise Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) sowie zur Etablierung neuer Wertschöpfungsketten (z. B. Bioenergie) erforderlich sind.

Die Forschung wurde unterstützt durch das Nigerian Energy Support Programme – ein von der Europäischen Union und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördertes sowie von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Energie (BMEL) durchgeführtes Programm zur technischen Unterstützung, sowie durch die Vereinigung der Freunde des Wuppertal Instituts e. V. und vom Promotionsförderungsprogramm des Wuppertal Instituts.

Der Artikel "Built for net-zero: analysis of long-term greenhouse gas emission pathways for the Nigerian cement sector" ist im Journal of Cleaner Production Volume 383 als Open-Access-Publikation in englischer Sprache erschienen und ist im nachfolgenden Link kostenfrei verfügbar.


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