Top-10-Publikationen des Jahres 2023

Die zehn besten referierten Publikationen des Wuppertal Instituts des vergangenen Jahres

  • News 19.02.2024

Jedes Jahr stellt das Wuppertal Institut die zehn wichtigsten wissenschaftlichen, referierten Publikationen des vergangenen Jahres vor. Mit dieser Auswahl aus 2023 möchte das Institut, vor dem Hintergrund seines transdisziplinären Forschungsansatzes, einen Einblick in den Stand seiner international wahrgenommenen Forschungsarbeit geben.

Zum Themenbereich Klima-, Energie- und Ressourcenwende wurden sieben Artikel aus 2023 ausgewählt.

Dazu gehört unter anderem der Kommentar von Dr. Lukas Hermwille und Wolfgang Obergassel aus dem Forschungsbereich Internationale Klimapolitik, der gemeinsam mit dem Stockholm Environment Institute und dem JRF-Institut IDOS im Journal "Nature Climate Change" veröffentlicht wurde. Die Autor*innen stellen fest, dass eine bessere Integration von Klimaschutzmaßnahmen und nachhaltiger Entwicklung dazu beitragen kann, den Ehrgeiz der nächsten national festgelegten Beiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) sowie die Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zu steigern. Transparente partizipatorische Prozesse können dazu beitragen, diesen dringend benötigten zusätzlichen Ehrgeiz zu fördern. Die Regierungen sollten dieses Jahr als Gelegenheit nutzen, um die Verbindungen zwischen Klima und nachhaltiger Entwicklung stärker zur Geltung zu bringen.

Der Frage, wie die globale Klima-Governance und die internationale Zusammenarbeit zur Förderung energieeffizienter Gebäude gestärkt werden können, gingen Wolfgang Obergassel, Dr. Chun Xia-Bauer und Dr. Stefan Thomas aus der Abteilung Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik nach. In ihrem Artikel "Strengthening global climate governance and international cooperation for energy-efficient buildings" fassen sie zunächst die vorhandene Literatur zu den Möglichkeiten und Hindernissen der Emissionsminderung sowie zu der Forschungsfrage zusammen, wie globale Governance dazu beitragen kann, diese Hindernisse zu überwinden. Die darauf basierende Analyse zeigt, dass die globale Politik – trotz der lokalen Besonderheiten des Sektors – über eine Reihe von Hebeln verfügt, die zur Förderung von Emissionssenkungen durch Energieeffizienz eingesetzt werden könnten.

Gemeinsam mit Forschenden der Universität Lund bewertet und vergleicht Ylva Kloo aus dem Forschungsbereich Sektoren und Technologien in ihrem Artikel Roadmaps der europäischen Chemieindustrie, um herauszufinden, wie sich die Industrie ihre Rolle beim Übergang zu Netto-Null-Emissionen vorstellt. Die Analyse zeigt: Bisher hat die chemische Industrie noch keine starke, gemeinsame Vision für Wege zu Netto-Null-Emissionen. Die Autor*innen kommen zu dem Schluss, dass eine solche Zukunftsvision von einem Ansatz profitieren würde, der neben den Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette auch die Nachfrageseite umfasst.

Voraussichtlich werden zahlreiche Länder weltweit in den kommenden Jahren strengere politische Maßnahmen ergreifen, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren und saubere Energiequellen auszubauen. Das wird sich auch auf den Industriesektor auswirken: Die industrielle Produktion wird wahrscheinlich schrittweise von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energiequellen umgestellt werden. Infolgedessen könnte die lokale Verfügbarkeit von erneuerbaren Energieressourcen zu einem immer wichtigeren Faktor für Standortentscheidungen in energieintensiven Industrien werden. Dr. Sascha Samadi und Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer aus der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme bezeichnen diesen Pull-Faktor als "Renewables Pull"-Effekt. In ihrem Paper führen die Wissenschaftler, gemeinsam mit einem Co-Autor, das Konzept des "Renewables Pull" ein und erklären, warum dessen Bedeutung in Zukunft wahrscheinlich zunehmen wird.

Grüner Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe werden zunehmend als strategische Schlüsselelemente für die globale Energiewende erkannt. Die Region des Nahen Ostens und Nordafrikas ist mit ihrem großen Wind- und Solarpotenzial gut aufgestellt, um zu geringen Kosten erneuerbare Energie für die Produktion von grünem Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen zu erzeugen. Daher wird sie als potenzieller zukünftiger Produzent und Exporteur angesehen. In diesem Paper untersuchen Sibel Raquel Ersoy, Dr. Julia Terrapon‑Pfaff und Dr. Peter Viebahn aus der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme, gemeinsam mit Co-Autor*innen, die in Jordanien, Marokko und Oman bestehenden infrastrukturellen und industriellen Voraussetzungen für die Entwicklung eines Sektors für grünen Wasserstoff und nachgelagerte synthetische Kraftstoffe.

Die wissenschaftlichen Belege, dass Suffizienz eine unumgängliche Strategie zur Eindämmung des Klimawandels ist, mehren sich. In der Klima- und Energiepolitik spielt Suffizienz allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Forschende der Nachwuchsforschungsgruppe "Die Rolle von Energiesuffizienz in Energiewende und Gesellschaft" (EnSu) des Wuppertal Instituts, der Europa-Universität Flensburg und des Öko-Instituts führten eine Inhaltsanalyse der Empfehlungen von europäischen Bürgerräten zur Eindämmung des Klimawandels durch. Das Ergebnis: Im Vergleich zu den Nationalen Energie- und Klimaplänen enthalten die Empfehlungen der Bürgerräte einen deutlich höheren Anteil an Suffizienzmaßnahmen, mit einem stärkeren Fokus auf regulatorische Maßnahmen. Folglich können die Empfehlungen der Räte als Forderung nach einer Suffizienz- und Regulierungswende in der Klimaschutzpolitik interpretiert werden.

Der digitale Produktpass (DPP) ist ein Konzept für die Sammlung und den Austausch produktbezogener Informationen über den gesamten Lebenszyklus von Produkten. Die Aggregation und Nutzung dieser Produktlebenszyklusdaten sind für die Schaffung einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft von entscheidender Bedeutung. In ihrer Studie identifizieren Maike Jansen und Dr. Holger Berg aus dem Forschungsbereich Digitale Transformation, gemeinsam mit Co-Autor*innen, die Anforderungen an ein DPP-System, kategorisieren sie und analysieren sie kritisch, um Lücken zu identifizieren. Zusammengefasst liefert die Forschung Einblicke in die Kriterien, die bei der Erstellung eines DPP-Systems zu berücksichtigen sind.


Aus dem Bereich Verbraucherverhalten wurden drei Artikel ausgewählt.

Paul R. Schneider aus dem Forschungsbereich Mobilität und Verkehrspolitik beschäftigt sich in seiner Studie mit der Frage, wie E-Bikes zur Verringerung der allgegenwärtigen Automobilität und ihrer negativen Auswirkungen auf das Klima, die Mobilitätsgerechtigkeit und die Lebensqualität in Städten beitragen können – und welche politischen Maßnahmen geeignet sind, um diese klimafreundliche Form von Mobilität zu fördern. Die Studie konzentriert sich auf den Pendlerverkehr, da dieser Anwendungsfall häufig die größten Hindernisse für die Nutzung von E-Bikes im Alltag mit sich bringt. Die Analyse liefert zunächst eine gründliche Darstellung der Praxiselemente (Bedeutungen, Materialien und Kompetenzen), die beim Pendeln mit dem E-Bike eine Rolle spielen. Darüber hinaus benennt die Studie Triebkräfte und Hindernisse für das tägliche Pendeln mit dem E-Bike, zeigt eine Reihe von Elementen auf, die für die Überwindung dieser Hindernisse wichtig sind und stellt zwei konkrete politische Ansätze vor, um die Substitution des Autofahrens durch das E-Bike zu fördern.

Sebastian Schuster und Prof. Dr. Melanie Speck aus dem Forschungsbereich Produkt- und Konsumsysteme identifizieren, zusammen mit weiteren Autor*innen, in ihrem Artikel "Leftovers lovers vs. haters: A latent class analysis on dinner leftover management behaviours" verschiedene Segmente von Verbraucher*innen. Darauf basierend untersuchen sie, ob die Zugehörigkeit zu einem Segment mit einer positiven Einstellung sowie einem bewussten Umgang mit Essensresten die Menge der Lebensmittelabfälle verringert. In ihrer Arbeit richten sie ein besonderes Augenmerk auf Menü-Sets, die aufeinander abgestimmte Portionsgrößen und Zutatenmengen enthalten. Die Ergebnisse der latenten Klassenanalyse deuten auf fünf Verbraucher*innen-Segmente hin. Zwischen den einzelnen Segmenten identifizieren die Autor*innen Unterschiede bei der Menge der Essensreste – und damit auch unterschiedliche Wirkungen von Menü-Sets: In zwei Segmenten stellten sie eine Verringerung der Essensreste fest, in den anderen Segmenten jedoch nicht.

Bislang gibt es in Deutschland keine Studien, die den Einfluss von Lebensmitteln auf die Biodiversität auf Ebene einzelner Gerichte oder Menüs zeigen. Das bedeutet, dass weder Großküchen noch ihre Kund*innen die Auswirkungen der dort servierten Mahlzeiten auf die biologische Vielfalt erfassen können. Julia Heinz und Prof. Dr. Melanie Speck aus dem Forschungsbereich Produkt- und Konsumsysteme beschreiben, gemeinsam mit Co-Autor*innen, die Entwicklung eines entsprechenden Bewertungsrahmens und erste Ergebnisse. Der für die Studie entwickelte BiTe-Biodiversitätsindex ermöglicht, die Auswirkungen von Mahlzeiten auf die Biodiversität zu bewerten und die Rezepte dementsprechend zu optimieren.

Alle Open-Access-Artikel sind auf dem Publikationsserver über die nachfolgenden Links abrufbar. Bei Interesse an Artikeln, die nicht Open Access sind, bitte hier melden.


Cookie-Einstellungen

Cookies helfen uns, die Website für Sie ständig zu verbessern. Mit dem Klick auf den Button "Zustimmen" erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Für weitere Informationen über die Nutzung von Cookies oder für die Änderung Ihrer Einstellungen klicken Sie bitte auf Mehr über die Verwendung und Ablehnung von Cookies.