Sichere Transformation: Wie CO2 zur Klimaneutralität beitragen kann

Policy Paper mit fünf Handlungsempfehlungen für Politik und Industrie

  • News 05.05.2025

Der Weg in die Klimaneutralität stellt die Industrie vor große Herausforderungen. Insbesondere die komplexe Verbindung von Stoffströmen aus unterschiedlichen Bereichen wie Stromerzeugung und Mobilität in ein funktionierendes Gesamtsystem stellt eine Hürde dar. Erschwerend kommt eine weitere Ebene dazu: die Kohlenstoffwirtschaft. Sie beschäftigt sich mit der Bereitstellung, Verarbeitung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoff im Zuge industrieller Herstellungsprozesse. Allerdings ist sie ebenso komplex wie das Strom- und Wärmesystem und an zentralen Punkten sogar mit diesem verflochten. Zudem wird Kohlenstoff sowohl stofflich als auch energetisch genutzt. Zwischen diesen Nutzungspfaden existieren zahlreiche Wechselwirkungen, die beachtet werden müssen – und all das unter Berücksichtigung der Interessen aller beteiligten Akteure aus Landwirtschaft, Bioökonomie, Kreislaufwirtschaft und chemischer Industrie.

Wie der Weg hin zu einer klimaneutralen Kohlenstoffwirtschaft gelingen kann, hat Christoph Zeiss, Senior Researcher im Forschungsbereich Strukturwandel und Innovationen am Wuppertal Institut, in einem Policy Paper für das Zentrum Liberale Moderne analysiert. Entstanden ist das Impulspapier im Rahmen des Projekts "Sicher durch die Transformation", das von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen (NRW) gefördert wird. Laut Zeiss gibt es fünf Aspekte, die für die Transformation zur Klimaneutralität in Deutschland und NRW essentiell sind:

  • Carbon-Management-Strategie (CMS) auf die Kohlenstoffwirtschaft ausweiten: Bisher schafft die nationale CMS nur Rahmenbedingungen für CO2-Abscheidung, -Transport und -Speicherung. Der Großteil der Potenziale und Herausforderungen bleiben unberücksichtigt. NRW verfolgt bereits einen Ansatz, der beispielsweise auch die Rolle der Biomasse und der Kreislaufwirtschaft für die Kohlenstoffwirtschaft beinhaltet. Dieser sollte als Modell für eine bundesweite Strategie dienen.
  • Klimaschutzwirkung von Kohlenstoffpfaden sichern: Die Nutzung alternativer Kohlenstoffquellen sowie geschlossene Kreislaufsysteme müssen konsequent entwickelt werden. Neue Kohlenstoffpfade sollten nur dann etabliert werden, wenn sie nachweislich bis spätestens 2045 bilanziell klimaneutral sein können. Nur so erhalten Unternehmen die nötige Investitionssicherheit.
  • Bedarf an negativen Emissionen minimieren: Negative Emissionen, also Ansätze zur Entnahme von Treibhausgasen aus der Atmosphäre, werden für die Erreichung der Klimaneutralität benötigt. Da negative Emissionen mit hohen Kosten und erheblichem Energieaufwand verbunden sind, sollten sie vorrangig zur Kompensation unvermeidbarer klimawirksamer Emissionen – etwa aus der Landwirtschaft – eingesetzt werden.
  • Investitionsunsicherheiten reduzieren: Es braucht einen verlässlichen Rechtsrahmen für die Kohlenstoffwirtschaft. Für die Infrastruktur für das Speichern von CO2 stellt das Kohlendioxid-Speichergesetz eine zentrale Grundlage dar und muss möglichst schnell beschlossen und umgesetzt werden. Für Investitionssicherheit und einen schnellen Ausbau braucht es eine Finanzierung und Förderung der Transportinfrastruktur in der Hochlaufphase.
  • Akzeptanz für eine CO2-Infrastruktur schaffen: Bedingung für den Ausbau einer CCS-Infrastruktur ist die Akzeptanz der Bevölkerung. Um eine solche zu unterstützen, bedarf es laut Zeiss drei Voraussetzungen: die Beschränkung der CO2-Speicherung auf unvermeidbare industrielle Prozesse, aktive Einbindung und Information der Zivilgesellschaft, frühzeitiger Kontakt zu lokalen Akteuren.

Insbesondere in NRW herrscht Handlungsbedarf. Als wichtiger Standort für Stahl-, Zement- und Chemieindustrie arbeitet das Land bereits seit 2021 an einem Konzept für eine CO2-Infrastruktur. Allerdings existiert aktuell weder auf bundes- noch auf EU-Ebene ein einheitlicher Rechtsrahmen für den Wandel hin zu einer klimaneutralen Kohlenstoffwirtschaft. Mit dem vorgezogenen Ende der Legislatur auf Bundesebene wurden außerdem wichtige politische Schritte wie etwa die Verabschiedung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes und der Beschluss der Langfriststrategie Negativemissionen in die folgende Legislaturperiode verschoben. Damit fehlt es der Industrie zum aktuellen Zeitpunkt an Planbarkeit und wichtigen Investitionsgrundlagen.

Das Policy Paper "Sicher durch die Transformation – Wege in eine klimaneutrale Kohlenstoffwirtschaft in NRW" steht über den nachfolgenden Link kostenfrei zum Download bereit.


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