Umweltgerechtigkeit und Suffizienz im Anthropozän

Das Anthropozän – eine geologische Epoche, die von den tiefgreifenden Umweltauswirkungen menschlicher Aktivitäten geprägt ist – stellt Wissenschaft und Gesellschaft vor grundlegende Fragen zur Zukunft der Menschheit. Das 2023 erschienene Fachbuch "Handbook of the Anthropocene: Humans between Heritage and Future" vereint über 300 Beiträge internationaler Forschenden, die diese Fragen aus Sicht der Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften beleuchten.
Prof. Dr. Wolfgang Sachs, Senior Experte am Wuppertal Institut und renommierter Nachhaltigkeitsforscher, steuerte zwei Beiträge bei, die dazu anregen sollen, über die ethischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen des Anthropozäns nachzudenken. Beide sind nun Open Access verfügbar: "Environmental Justice" (Umweltgerechtigkeit) und "Sufficiency" (Suffizienz).

Environmental Justice: Ungleichheit in einer endlichen Welt

In seinem Beitrag "Environmental Justice" untersucht Sachs die tiefgreifenden Ungleichheiten, die seit der industriellen Revolution entstanden sind: dem Wendepunkt, der das fossile Zeitalter einleitete, und zugleich die weltweite Kluft, die den Wohlstand und Armut vergrößerte. Er zeigt, dass diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, oft am stärksten von seinen Folgen betroffen sind. Deshalb plädiert der Autor dafür, Gerechtigkeit über nationale Grenzen hinweg zu denken – mit neuen globalen Rahmenbedingungen, die auf Umverteilung, Anerkennung, Gegenseitigkeit und Wiedergutmachung beruhen. Sein Beitrag verdeutlicht: Umweltgerechtigkeit ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine moralische und politische Aufgabe unserer Zeit.

Sufficiency: Gut leben innerhalb planetarer Grenzen

In seinem zweiten Beitrag "Sufficiency" stellt Sachs die Idee der Genügsamkeit als Gegenentwurf zur expansiven Modernität vor: eine Strategie, um das Anthropozän menschlich und ökologisch verantwortlich zu gestalten. Er beschreibt, wie suffizientes Handeln in Bereichen wie Energie, Mobilität, Ernährung, Landnutzung und Datenmanagement dazu beitragen kann, nachhaltige und gerechte Lebensweise zu fördern – von kleineren, flexiblen Wohnformen über klimafreundliche Mobilität bis hin zu einem achtsamen Umgang mit Ressourcen.

Beide Beiträge von Wolfgang Sachs stehen über den nachfolgenden Link als Open-Access-Artikel auf dem Publikationsserver zum Download bereit.