Synthetische Kraftstoffe, insbesondere Wasserstoff, sind ein strategisches Schlüsselelement, um weitere Fortschritte bei der Energiewende in Deutschland und in Europa zu erreichen. Vor allem grüner Wasserstoff, der mit erneuerbarer Energie erzeugt wird, spielt eine zentrale Rolle, um eine emissionsarme Entwicklung zu gewährleisten. Allerdings ist bereits heute absehbar, dass die inländische Erzeugung von grünem Wasserstoff zur Deckung des prognostizierten Bedarfs aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ausreichen wird. Daher müssen mittel- bis langfristig erhebliche Mengen des benötigten Wasserstoffs importiert werden.
In diesem Zusammenhang wird insbesondere Nordafrika als potenzieller zukünftiger Produzent und Exporteur von grünem Wasserstoff und andere Power-to-X(PtX)-Kraftstoffe aufgrund seiner Nähe zu Europa und des hohen Sonnen- und Windenergiepotenzials genannt. Dazu zählt auch Tunesien, das mit seinen klimatischen und geographischen Bedingungen ein vielversprechendes technisches und wirtschaftliches Potenzial für den Aufbau eines nationalen PtX-Sektors bietet. Allerdings haben Studienergebnisse zur Energietransformation gezeigt, dass technisch-wirtschaftliche Potenziale in der Regel nicht ausreichen, um wirksame Veränderung der nationalen Energiesysteme zu bewirken. Sozio-politische Gegebenheiten sowie institutionelle und Wirtschaftsstrukturen spielen eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung von Energietransformationsprozessen. Tunesien ist ein Beispiel für diese Komplexität, denn der Anteil erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung ist ungeachtet des hohen Potenzials und des recht ehrgeizigen nationalen Solarplans bislang noch gering. Daher ist es wichtig, bei der Entwicklung von Strategien für den Aufbau eines PtX-Sektors die verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Interessen sowie die technischen, politischen, ökologischen und wirtschaftlichen Chancen und Herausforderungen zu berücksichtigen.
Vor diesem Hintergrund ist das Ziel dieser Studie eine erste systematische Bewertung der wichtigsten Aspekte vorzunehmen, die für die Entwicklung von PtX in Tunesien relevant sind, und Empfehlungen für weitere Fördermaßnahmen und Forschungsarbeiten zu geben.