Im Rahmen des "Münchner Zukunftsdialogs" traf sich Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter im Frühjahr dieses Jahres mit Dr. Henning Wilts, Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut, um eine umfassende Strategie zur Müllvermeidung der Stadt zu diskutieren und um alle Möglichkeiten eines 'Münchner Müllminderungspfades' auszuloten. Die Ergebnisse und Zielsetzungen stellten sie am 24. Oktober 2019 auf einer gemeinsamen Pressekonferenz im Münchner Rathaus vor.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: "Wir alle haben die Bilder der mit Plastik vermüllten Meere im Kopf, Tiere, die sich in Plastikresten verfangen, Tonnen von Müllexporten in andere Kontinente. Aber das Problem entsteht ja nicht irgendwo. Deshalb wollte ich als Oberbürgermeister wissen, was wir, was die Stadt München ganz konkret tun kann, um Müll möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen."
München brauche eine gesamtstädtische Strategie, um Müll – vor allem den nicht recyclebaren – in der Stadt und in der Stadtverwaltung zu vermeiden. Ziel sei daher auch, wie sich gemeinsam mit der Lebensmittelbranche und Einzelhändlern Plastikmüll reduzieren ließe und die Verbraucherinnen und Verbraucher achtsamer werden. "Ob wir es schaffen können, wie Fridays for Future fordert, bis 2025 vollständig einwegplastikfrei zu sein, weiß ich nicht, ein hehres Ziel ist es aber allemal. Ich setze mich deshalb ausdrücklich dafür ein, dass München alles unternimmt, um in nicht allzu ferner Zukunft nicht nur plastikfrei, sondern generell eine Zero Waste City zu werden", ergänzt Reiter. Der Oberbürgermeister will deshalb das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) und das Kommunalreferat bitten, gemeinsam mit allen Referaten Eigenbetrieben und städtischen Gesellschaften eine Gesamtstrategie zur Reduzierung des Plastikmülls in der Stadt zu entwickeln, die auch konkrete Zwischenziele zur Reduktion von Müll definiert. Seine Vorstellung sieht vor, eine solche Gesamtstrategie möglichst noch in dieser Legislaturperiode in den Stadtrat zu bringen und vom Stadtrat verabschieden zu lassen.
Dr. Henning Wilts sagt: "Der beste Müll ist eindeutig der Müll, der nie entstanden ist, gesammelt und behandelt werden musste. Gleichzeitig erfordert Abfallvermeidung immer auch das Miteinander verschiedener Akteure, es geht um gemeinsam entwickelte Ideen und Innovationen, wie wir unsere Ressourcen effizienter nutzen können. Daher freut es mich natürlich besonders, dass sich die Stadt München an die Entwicklung einer umfassenden und langfristig ausgerichteten Strategie begeben möchte – sinnvolle Abfallvermeidung ist ein Prozess, bei dem möglichst alle mitgenommen werden sollten."
Folgende Ideen als Teil einer Gesamtstrategie wurden im Rahmen der Gespräche entwickelt:
Städtisches Qualitätslabel für nachhaltige Betriebe
Als Kommune könnte die Landeshauptstadt München diejenigen Betriebe, Läden oder Initiativen unterstützen, die sich besonders der Nachhaltigkeit von Produkten verschrieben haben und soweit wie möglich auf Plastik oder andere schwer bis gar nicht wiederverwertbare Stoffe verzichten. Geprüft werden solle beispielsweise die Schaffung eines stadtweiten Qualitätslabels, damit Verbraucherinnen und Verbraucher die Läden leicht erkennen können, die besonders ressourcensparend arbeiten und bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Eine weitere Möglichkeit werde bereits geprüft: die Unterstützung von Plastikfreiläden für ihre verstärkte Bildungsarbeit zum Thema "Nachhaltigkeit", weil sie häufig von Schulklassen im Rahmen des Unterrichts besucht werden und hier wichtige Aufklärungsarbeit leisten.
München wird zur Zero Waste City
Nicht zuletzt sollten sich alle zum Schutz der Ressourcen das Ziel setzen, früher oder später gar keinen Müll mehr zu produzieren, der nicht wiederverwendet werden kann. Zero Waste bedeutet, Prozesse so zu verbessern, dass alle Ressourcen geschont und zurückgewonnen und nicht verbrannt oder vergraben werden. Es gibt hierzu die Organisation Zero Waste Europe, in der sich schon einige europäische Städte organisiert haben und die von der EU gefördert wird.
Kiel bereitet als erste deutsche Stadt gerade die Mitgliedschaft für das Frühjahr 2020 vor. Um Mitglied zu werden, ist unter anderem ein öffentliches Müllreduzierungsziel nebst Konzept unerlässlich. Es ist ein starkes Zeichen, wenn sich München daran beteiligt und ein konkretes Ziel erarbeitet, hin zu einer Zero Waste City.
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