Sind Mietende bereit für Energieeffizienz zu zahlen?

Kleinräumige Analyse zeigt, dass es in Wuppertal für Mietwohnungen zwar eine Preisprämie für Energieeffizienz gibt, diese jedoch sehr gering ist

  • News 02.02.2022

Bis 2050 sollen sämtliche Gebäude in der Europäischen Union (EU) klimaneutral sein. Das ist das Ziel, welches die Kommission in ihrem "Fit for 55"-Paket vorgegeben hat. Daher sollten Wohnungen in Deutschland so saniert werden, dass sie weniger Energie verbrauchen. Der Zukunftsimpuls "CO2-neutrale Gebäude bis spätestens 2045" des Wuppertal Instituts veranschaulichte bereits, dass Deutschlands Eigentümer*innen nur ein bis zwei Prozent der Wohnungen modernisieren. Um das 1,5-Grad-Ziel der Bundesregierung zu erreichen, müssten allerdings mindestens drei Prozent der Mietwohnungen energieeffizient saniert werden. So lassen sich die Energiekosten verringern, der Wohnkomfort erhöhen, der Immobilienwert sichern und ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Aber warum scheuen sich viele Vermieter*innen, ihre Wohnungen klimafreundlich zu sanieren? Oftmals lohnen sich entsprechende Investitionen für sie nur dann, wenn sie einen finanziellen und wirtschaftlichen Nutzen haben und Gewinn erzielen. Ein wichtiger Punkt ist hierbei auch die Höhe der Zahlungsbereitschaft von Mieter*innen für Energieeffizienz. Dies analysierten Dr. Steven März, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Stadtwandel am Wuppertal Institut, Dr. Franziska Stelzer, Senior Researcher im Forschungsbereich Innovationslabore am Wuppertal Institut, und Ines Stelk, Referentin Urban Research von der Bergischen Universität Wuppertal in ihrem Beitrag "Are tenants willing to pay for energy efficiency?" für das Wuppertaler Stadtgebiet. Die Datensätze haben sie von der deutschen Internet-Immobilienplattformen Immoscout24.de bezogen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Zwar sind Mieter*innen bereit mehr für Energieeffizienz zu zahlen, die Zahlungsbereitschaft ist aber nur sehr niedrig. Daher ist es nach Annahme der Autor*innen für Vermieter*innen derzeit betriebswirtschaftlich noch wenig sinnvoll, in Energieeffizienz zu investieren. Denn andere Wohnungsmerkmale wie Einbauküche und Balkon werden deutlich stärker von Mieter*innen honoriert.

Insgesamt unterstreicht die Analyse, dass der Mietwohnungsmarkt allein bislang keine ausreichenden Investitionsanreize bietet, um das politische Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2050 zu erreichen. Ein angepasster politischer Rahmen sei notwendig, um Investitionen in Energieeffizienz zu fördern. Dies könnten regulatorische Maßnahmen umfassen, wie beispielsweise eine Sanierungspflicht. Auf diese Weise könnte der in der Analyse aufgezeigte Mangel an Marktanreizen überwunden und die energetische Sanierungsrate deutlich erhöht werden. Auch unterstützt die Analyse die aktuelle Diskussion um ein Verbot des Einbaus fossiler Heizungsanlagen, denn die Daten zeigen eine höhere Zahlungsbereitschaft für erneuerbare Heizungsanlagen. Eine stärkere Verpflichtung der Vermieter*innen werde die Sanierungsaktivitäten jedoch nur dann erhöhen, wenn die Investitionen refinanziert werden können. Deshalb sollten die Fördersätze erhöht werden und in der aktuellen Niedrigzinsphase die Förderung vorrangig als Zuschuss erfolgen. Für eine faire Beteiligung an den Sanierungskosten sei auch eine Dreiteilung der Kosten zwischen Vermieter*innen, Mieter*innen und dem Staat eine mögliche Option.

Der Artikel "Are tenants willing to pay for energy efficiency?" erschien im Journal "Energy Policy" (Volume 161) in englischer Sprache und ist im nachfolgenden Link zu finden.


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