Top 10Publikationendes Jahres 2014

Mit dieser Auswahl seiner zehn wichtigsten wissenschaftlichen Publikationen im Jahr 2014 möchte das Wuppertal Institut einen Einblick in den Stand seiner international wahrgenommenen Forschungsarbeit vor dem Hintergrund seines transdisziplinären Forschungsansatzes geben.

Transdisziplinäre Methoden

Wechsler, Dietmar
Crowdsourcing as a method of transdisciplinary research: Tapping the full potential of participants

In: Futures 60 (2014), S. 14-22

Das Portfolio an partizipativen Verfahren am Wuppertal Institut wird um eine Forschungsmethode erweitert. Dietmar Wechsler analysiert in seinem Artikel "Crowdsourcing as a Method of Transdisciplinary Research" die Zusammenhänge, die zwischen Crowdsourcing, Citizen Science und der transdisziplinären Forschung bestehen. Es wird aufgezeigt, dass Crowdsourcing über vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten, Rekursionsprozesse und den Einsatz moderner technischer Möglichkeiten als Forschungsmethode voll zur Entfaltung kommen kann. Zudem profitiert die Erarbeitung von Transformationswissen stark von Effekten, die sich in diesem Zusammenhang automatisch ergeben.

Energie- und Klimawende

Terrapon-Pfaff, Julia; Dienst, Carmen; König, Julian; Ortiz, Willington
A cross-sectional review: Impacts and sustainability of small-scale renewable energy projects in developing countries

In: Renewable and Sustainable Energy Reviews 40 (2014), S. 1-10

Der Zugang zu nachhaltigen und erschwinglichen Energiedienstleistungen ist ein entscheidender Faktor bei der Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern. Insbesondere kleine und gemeinschaftsbasierte erneuerbare Energieprojekte werden als wichtige Formen der Entwicklungshilfe anerkannt. Dennoch bestehen bis jetzt nur einige empirische Auswertungen, die den Einfluss dieser Projekte auf die lokalen Lebensbedingungen und ihre Nachhaltigkeit nach der Umsetzung analysiert. Um die Einflüsse auf und die Bedingungen für die Nachhaltigkeit dieser Projekte zu verstehen, bewerten Julia Terrapon-Pfaff, Carmen Dienst, Julian König und Willington Ortiz in ihrem Artikel "A Cross-Sectional Review: Impacts and Sustainability of Small-Scale Renewable Energy Projects in Developing Countries" 23 lokal entwickelte Projekte nach ihrer Umsetzung. Die Untersuchung ergibt, dass die Nachhaltigkeit dieser Projekte unabhängig von sozio-kulturellen, politischen oder ökologischen Faktoren, vorrangig von den Managementmodellen, Finanzierungsmöglichkeiten und der geographischen Lage abhängig ist. Von daher ist es möglich, langfristige Erfolgsaussichten kleiner Energieprojekte in Entwicklungsländern besser vorherzubestimmen, deren Projektdesign zu verbessern und die Investitionssicherheit zu erhöhen.

Yetano Roche, Maria; Lechtenböhmer, Stefan; Fischedick, Manfred; Gröne, Marie-Christine; Xia, Chun, Dienst, Carmen
Concepts and methodologies for measuring the sustainability of cities

In: Annual Review of Environment and Resources 39 (2014), S. 519-547

In jüngster Zeit sind bessere Daten verfügbar und Methoden entwickelt worden, um die komplexen Funktionen von Städten und ihre Einflüsse auf Nachhaltigkeit zu verstehen. Der Artikel "Concepts and Methodologies for Measuring the Sustainability of Cities" fasst die bisherigen Entwicklungen zusammen. Dabei wird differenziert zwischen dem in der wissenschaftlichen Literatur dominanten Trend, sich auf die Berechnung und Bilanzierung von CO2-Emissionen und den Energieverbrauch zu konzentrieren und neuerlichen Studien, die sich auf den direkten und indirekten Material- und Ressourcenfluss in Städten fokussieren. Darüber hinaus gibt der Artikel einen Überblick über die aktuellen methodischen Debatten und untersucht die Wirkungen der unterschiedlichen Zugänge für die Politik.

Fischedick, Manfred; Marzinkowski, Joachim; Winzer, Petra; Weigel, Max
Techno-economic evaluation of innovative steel production technologies

In: Journal of Cleaner Production 84 (2014), S. 563-580

Als eine der energieintensivsten Branchen wird auch von der Stahlindustrie ein Beitrag zum Klimaschutz erwartet. Da die bestehenden kohlebasierten Verfahren der Stahlerzeugung kaum noch Verbesserungspotenzial besitzen, kann langfristig nur über neue Verfahren ein großer CO2-Minderungseffekt erzielt werden. Der Artikel "Techno-Economic Evaluation of Innovative Steel Production Technologies" bewertet drei innovative Verfahren der Stahlerzeugung im Vergleich zur etablierten Hochofenroute. Die vergleichende Bewertung schließt nicht nur technische und betriebswirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche, sicherheitstechnische und ökologische Aspekte mit ein. Die untersuchten Verfahren sind die Hochofenroute in Kombination mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS), die Wasserstoff-Direktreduktion und die Eisenerzelektrolyse.

Figueroa, Maria; Lah, Oliver; Fulton, Lewis M.; McKinnon, Alan; Tiwari, Geetam
Energy for transport

In: Annual Review of Environment and Resources 39 (2014), S. 295-325

Neben all den Vorteilen, die der Transport von Menschen und Gütern mit sich bringt, beeinträchtigen fossile Kraftstoffe unser Klima, die Luftqualität und unsere Gesundheit. Aufgrund ihrer Vorteile jedoch wie Energiedichte, geringe Kosten und Marktzugang bleiben sie die Hauptenergiequelle im Verkehr. Das Paper "Energy for Transport" nimmt eine 20 Jahre alte Bestandsaufnahme von Lee Schipper zum Ausgangspunkt um aktuelle Trends und mögliche Entwicklungen anhand verschiedener globaler Verkehrs- und Energieberichte zu untersuchen. Es werden Wege aufgezeigt, das Verkehrswachstum einzudämmen und die Effizienz zu erhöhen. Zudem werden Strategien dargelegt, die dazu beitragen können, langsam aber sicher eine Wende zu vollziehen.

Kaselofsky, Jan; März, Steve; Schüle, Ralf
Bottom-up monitoring of municipal energy and climate policy: More than an alternative to top-down approaches?

In: Progress in Industrial Ecology 8 (2014) 4, S. 279-294

Die Evaluierung von politischen Maßnahmen wird allgemein als wichtig erachtet, um ihre Effektivität und Wirkung festzustellen. Zu den politischen Akteuren, die energie- und klimapolitische Maßnahmen ergreifen gehören die Kommunen. Von diesen haben allerdings bisher nur wenige geeignete Instrumente eingesetzt, die Effektivität und den Erfolg ihrer Maßnahmen festzustellen. Oftmals meinen kommunale Akteure, dass ein örtliches "Klimainventar" ausreicht, um die Wirkung der Maßnahmen beurteilen zu können. Dieses Paper arbeitet heraus, warum die Erwartungen an ein kommunales Klima-Monitoring in der Praxis kaum erfüllt werden können. Anhand deutscher Beispiele wird verdeutlicht, dass eine gründliche Berechnung aktueller Reduktionen von Energieverbrauch und Klimaemissionen, die kommunalen Anstrengungen zuzuschreiben wären, nur teilweise gelingen kann und aufgrund äußerer Faktoren kompliziert ist. Wie ein "Bottom-up-Monitoring" als Instrument entwickelt werden kann, wird am Beispiel des Klimaaktionsplans der Hansestadt Hamburg diskutiert.


Ressourcenwende

Bringezu, Stefan
Carbon recycling for renewable materials and energy supply: Recent trends, long-term options, and challenges for research and development

In: Journal of Industrial Ecology 18 (2014) 3, S. 327-340

In seinem Artikel "Carbon Recycling for Renewable Materials and Energy Supply" entwirft Stefan Bringezu ein Kohlenstoff-Recyclingsystem, welches Kohlenstoffdioxid (CO2) als Rohstoff nutzt. Im Fokus steht dabei, die CO2-Abscheidung für die Synthese von Plattformchemikalien um Polymere zu produzieren. Bringezu skizziert Optionen, die mittel- bis langfristig ein entsprechendes System etablieren können. Einen kritischen "Flaschenhals" scheinen dabei eher die Kapazitäten und Kosten erneuerbarer Energien darzustellen als die Kosten der CO2-Abscheidung.

O'Brien, Meghan; Hartwig, Franziska; Schanes, Karin; Kammerlander, Moritz; Omann, Ines; Wilts, Henning; Bleischwitz, Raimund; Jäger, Jill
Living within the safe operating space: A vision for a resource efficient Europe

In: European Journal of Futures Research 2 (2014) 48

Eine erstrebenswerte Zukunft setzt die menschliche Fähigkeit voraus, die Versorgung mit Schlüsselressourcen zu gewährleisten und gleichzeitig die planetarischen Grenzen zu respektieren. Die Autor(inn)en des Papiers "Living within the Safe Operating Space: a Vision for a Resource Efficient Europe" stellen Überlegungen an, wie das Leben 2050 aussehen könnte, basierend auf einem sicheren und fairen globalen Ressourcenverbrauch, einer nachhaltigen Gesellschaft und einer transformierten Wirtschaft. Sie zeigen, dass für die Etablierung von Ressourceneffizienz eine systemische Veränderung von Werten, Innovationen sowie Governance und Management notwendig sind.

Liedtke, Christa; Baedeker, Carolin; Hasselkuß, Marco; Rohn, Holger; Grinewitschus, Viktor
User-integrated innovation in sustainable LivingLabs: An experimental infrastructure for researching and developing sustainable product service systems

In: Journal of Cleaner Production, 2014, DOI: 10.1016/ j.jclepro.2014.04.070

Die Gestaltung und großflächige Einführung von Nachhaltigen Produkt/Dienstleistungs-Systemen wird als vielversprechender Weg zum nachhaltigen Wandel erachtet. Reale soziotechnische Experimente bilden dafür eine wichtige Infrastruktur, um in Zusammenarbeit mit Stakeholdern und Nutzern ein solches System aufzubauen. Dieses Paper plädiert für einen transdisziplinären und handlungsorientierten Forschungsansatz. Beispielhaft dafür wird eine "Sustainable LivingLab"-Forschungsinfrastruktur mit ihren Methoden vorgestellt. Zwischenergebnisse des "Sustainable LivingLab" zu Heizverhalten und Raumwärme zeigen den großen Einfluss des Nutzerverhaltens auf den Heizenergieverbrauch und zugleich die Ansatzpunkte für die Entwicklung von Nachhaltigen Produkt/Dienstleistungs-Systemen: beispielsweise transformationale Produkte oder Automatisierung im Wohnbereich, kombiniert mit Beratung entlang der Wertschöpfungskette. Das Papier stellt die These auf, dass Nutzer- und Stakeholder integrierte Settings sowohl Akzeptanz als auch Verbreitung in einem Nachhaltigen Produkt/Dienstleistungs-System erhöht. Wenn die soziale Praxis im Umgang mit (technischen) Neuerungen in die Produktentwicklung integriert wird, mindert das auch die Reboundeffekte, die durch falsch Anwendung entstehen.

Lettenmeier, Michael; Liedtke, Christa; Rohn, Holger
Eight tons of material footprint: Suggestion for a resource cap for household consumption in Finland

In: Resources (2014), 3, S. 488-515

Eine steigende Anzahl von Konsumenten in westlichen Gesellschaften weist einen mittleren oder hohen Ressourcenverbrauch auf. Da sich ihr Lebensstil weltweit insbesondere in den großen, wachsenden Städten verbreitet, gewinnt das Thema Ressourceneffizienz zunehmend an Bedeutung. Im Open-Access-Artikel "Eight Tons of Material Footprint: Suggestion for a Resource Cap for Household Consumption in Finland" schlagen die Autoren Michael Lettenmeier, Christa Liedtke und Holger Rohn auf Basis von finnischen Daten eine feste Begrenzung des Ressourcenverbrauchs auf ein nachhaltiges Maß von acht Tonnen pro Person im Jahr für den Haushaltskonsum in Finnland vor. Das bedeutet eine Reduktion um 80 Prozent (Faktor 5) vom gegenwärtigen Niveau. Das Papier analysiert entsprechende Anforderungen, Chancen und Herausforderungen für die künftige Entwicklung von Technologien und Lebensstilen. Dabei wird berücksichtigt, dass zukünftige Lebensstile ein hohes Maß an Diversität aufweisen sollten. Die Ziele und Wege werden für die Konsumbereiche Ernährung, Wohnen, Haushaltsgeräte, Mobilität, Freizeit und weitere Zwecke diskutiert. Das Papier stellt fest, dass ein nachhaltiges Niveau von Ressourcennutzung für die Haushalte erreichbar ist. Dabei legen die Autor(inn)en Wert darauf, dass sie nur einen Vorschlag zur Ressourcenbegrenzung machen, da Verbraucher- und Sozialverhalten variieren und sich in den nächsten Jahren durch technischen Fortschritt verändern können.


Weitere Top Ten

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