Wohlstand,Konsum undLebensstile

Ungehemmtes Wirtschaftswachstum und die Übernutzung der Ressourcen lassen sich technisch längst nicht mehr in den Griff bekommen. Neue Konsummuster müssen her und soziale Innovationen, die die Entwicklung des Wohlstands von der ökologischen Belastung entkoppeln. Teilen statt besitzen ist nur eine Form neuer Lebensstile und Forschungsbereiche.

Es sind zu einem guten Teil die privaten Verbraucherinnen und Verbraucher, die durch ihr Konsumverhalten Klima- und Ressourcenbelastung beeinflussen. In westlichen Gesellschaften ist dieser Einfluss besonders hoch und die globale Verbreitung ihres Lebensstils in schnell wachsenden Schwellenländern und Städten verschärft die Situation. Doch zu den Konsumentscheidungen tragen viele Faktoren jenseits der individuellen Vorlieben bei. Infrastrukturen beeinflussen, wie viel Wohnfläche beansprucht wird oder welche Verkehrsmittel genutzt werden. Preisentwicklung, Fördermittel, Einspareffekte oder Steueranreize sind maßgeblich für die Bereitschaft, in nachhaltige Produkte zu investieren. Und nicht zuletzt sind es die Eigenschaften und die Zugänglichkeit von nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen, die die Konsumenten überzeugen müssen, sie auch zu nutzen.

Urban Gardening
Um ungebremstes Wirtschaftswachstum und die Überbeanspruchung der Ressourcen zukünftig zu vermeiden, sind neue Konsummuster und Lebensstile gefragt, wie etwa das Sharing, als Konzept des Teilens statt Besitzens. Auch das Konzept der Selbstversorgung, beispielsweise durch städtische Gartenprojekte, zeigt ein Umdenken in der Wahrnehmung von Wohlstand und Konsum.

Hier setzt Innovation an: Bei den Produkten stehen Handhabbarkeit, Dauerhaftigkeit und Anwendbarkeit im Vordergrund - die Nutzung der Leistung statt die Anhäufung materieller Güter und entsprechender Abfallprodukte. Geeignete Instrumente und Infrastrukturen können nachhaltiges Konsumverhalten fördern genauso wie der Aufbau einer nutzerintegrierten Produktentwicklung – in sogenannten Living Labs.

Das Wuppertal Institut forscht insbesondere an einem Aufbau von nachhaltigen Produkt/Dienstleistungs-Systemen als vielversprechendem Weg zu einem nachhaltigen Wandel. Realexperimente in Zusammenarbeit mit Stakeholdern und Nutzerinnen und Nutzern bilden dafür eine wichtige Infrastruktur. Denn wenn die soziale Praxis im Umgang mit (technischen) Neuerungen in die Produktentwicklung integriert wird, mindert das auch die Rebound-Effekte, die durch falsche Anwendung entstehen.

Doppelte Entkopplung

Übergänge zu einer Nachhaltigen Entwicklung brauchen mehr als technische Lösungen und neue Geschäftsmodelle. Sie haben unmittelbar mit den Wohlstandsmodellen moderner Industriegesellschaften zu tun. Trotz aller Erfolge bei Energie- und Ressourcen-Effizienz wachsen die globalen ökologischen Herausforderungen weiter.

Notwendig ist daher eine "doppelte Entkopplung": Es muss sich nicht nur der Umweltverbrauch vom Bruttosozialprodukt entkoppeln (Öko-Effizienz), sondern auch unser künftiger Wohlstand vom ökonomischen Wachstum (Suffizienz). Hier setzen neue Wohlstandsmodelle an. Die Diskussion darüber hat national und international längst begonnen. Selbst die OECD misst Wohlstand heute entlang von elf Wohlstandsindikatoren, von denen viele nur sehr indirekt mit dem Bruttosozialprodukt zu tun haben. Die Forschung des Wuppertal Instituts setzt sich daher mit der Suche nach neuen Wohlstandsindikatoren und Suffizienzstrategien auseinander.

Neuer Wohlstand und Lebensstile

Städte und Quartiere sind heute zentrale Experimentierorte für neue Wohlstandsmodelle. Bewegungen wie die Transition Towns, urbane Gärten, Ansätze neuer Mobilität oder neuer Wohnkonzepte entstehen zumeist im urbanen Raum. Das Wuppertal Institut untersucht solche Modelle urbanen Wohlstands und begleitet sie aktiv – unter anderem in seiner Sitzstadt Wuppertal (EFRE-Projekt Neue Urbane Produktion). Mit Ansätzen einer "Wirtschaftsförderung 4.0", aber auch der Erarbeitung neuer urbaner Wohlstandsindikatoren begleitet das Institut diese Prozesse.

Nachhaltige Lebensstile und Wohlstandsmodelle benötigen eine Politik und Geschäftsmodelle, die ihre Umsetzung erleichtert. Mit dem Konzept der "Suffizienz"-Politik hat das Institut ein Konzept vorgelegt, um entsprechende Politikansätze zu Systematisierung und Best-Practice Cases zu sammeln.

Christa Liedtke

Unsere täglichen Konsum­entscheidungen gestalten mit – sei es im Alltag, im Haushalt, im Beruf oder in der Freizeit. Sie wirken sich aus auf die Werte und Haltung der Gesellschaft, Unternehmen und Politik, die Ausrichtung der Märkte und die Gestaltung der eigenen Umwelt, ob bewusst oder unbewusst. Eine Veränderung kann nur im Zusammenspiel erfolgen – Gestalten muss gekonnt werden.

Prof. Dr. Christa Liedtke
Abteilungsleiterin

Thema

Mehr zum Thema Suffizienz als Nachhaltigkeitsstrategie finden Sie hier:

NewsTermine

Hier finden Sie aktuelle Hinweise auf Forschungsergebnisse und -aktivitäten zum Bereich Konsum und Lebensstile sowie Veranstaltungen zum Thema, in denen das Wuppertal Institut aktiv ist.

Aktuelle Veranstaltungen zum Thema

Projekte

In der Analyse wie im Experiment werden Konsummuster, soziale Innovationen und ihre ökologische Bedeutung untersucht. Im Folgenden sehen Sie ausgewählte Beispiele, alle Projekte finden Sie hier.

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