Energiewendegestalten

Der Umbau zu einem Energiesystem ohne nukleare und fossile Energien erfordert ein intelligentes Zusammenspiel von Energieeinsparung und -effizienz mit erneuerbaren Energien sowie das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen, Wirtschaft und Politik.

Häufig wird die Energiewende mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und deren Systemintegration gleichgesetzt. Dies geht aus zwei Gründen allerdings nicht weit genug, denn: Zum einen vernachlässigt dies mit der Steigerung der Energieeffizienz die zweite wesentliche Säule für den nachhaltigen Umbau des Energiesystems. Zum anderen verkürzt es die Debatte auf eine primär technische Gestaltungsaufgabe.

Energiewende in Umsetzung
Von der Planung bis zum Umbau: Das Energiesystem ohne nukleare und fossile Energien erfordert neben einem intelligenten Zusammenspiel von Energieeinsparungen und -effizienz mit erneuerbaren Energien auch das Engagement von Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
Ein Bündel von Herausforderungen

In der Praxis steht ein Bündel von soziotechnischen und politischen Herausforderungen zur Verfügung. So stellt sich die technologisch und ökonomisch komplexe Integrationsaufgabe erneuerbarer Energien – und hier insbesondere die Einbindung der variabel einspeisenden Wind- und Solarenergie in das System –, das zudem um neue Stromanwendungen für Verkehr und Wärme erweitert wird. Ebenso wichtig ist es, erneuerbare Energien und Energieeffizienztechnologien als Systemlösungen miteinander zu kombinieren.

Mögliche Konflikte um Ressourcen

Bei der Umsetzung der Energiewende, die sich insbesondere auf Klimaschutz und den Ausstieg aus der Nutzung der fossilen Energien Kohle, Erdöl und Erdgas, aber auch aus der Kernenergie richtet, dürfen zahlreiche Synergien aber auch mögliche Konflikte mit anderen Umweltzielen nicht vergessen werden. Die Ressourcen-Herausforderung liegt darin in Bezug auf die Schlüsseltechnologien der Energiewende zu prüfen, inwiefern kritische Ressourcen zum Einsatz kommen – etwa Seltene Erden, toxische Materialien – und ob es zu Konflikten bei der Flächennutzung kommt. Im Vergleich mit dem konventionellen Energiesystem ist die Bilanz aber oft positiv.

Gemeinsam auf den Weg machen

Alle politischen Ebenen, angefangen bei der Europäischen Union über den Bund, die Bundesländer bis hin zu den Regionen und Kommunen, müssen an einem Strang ziehen und gemeinsam nach dem richtigen Transformationspfad suchen. Ein solcher konsistenter sogenannter Mehrebenen-Politikansatz ist daher von zentraler Bedeutung. Wichtig ist aber auch, dass über Wahlperioden hinweg die mittel- und langfristigen Etappen nicht von der Tagesordnung verschwinden.

Vom Konsumierenden zum Prosumer

Zur gesellschaftlichen Herausforderung gehört die direkte Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger. Aufgrund der zukünftig deutlich stärker dezentral aufgestellten Energieversorgung wird diese für jede und jeden von uns "erfahrbarer" werden. Konsumierende nehmen dabei eine immer aktivere Rolle ein. Durch die Installation eigener Anlagen als Einzelinvestition oder gemeinschaftlich im Rahmen von Bürgerenergieanlagen werden sie verstärkt zu Energie-Produzierenden – auch Prosumer genannt.

Energienachfrage senken

In den vergangenen Jahrzehnten ließen sich erhebliche Verbesserungen der Energieeffizienz erreichen, wenngleich ihr großes Potenzial noch längst nicht erschlossen ist. Doch erzielte Verbesserungen werden oftmals durch Wirtschaftswachstum oder Rebound-Effekte reduziert. Hier kommt die Suffizienz ins Spiel. Diese Strategie zielt darauf ab, die menschlichen Grundbedürfnisse auf andere Weise mit weniger Energieeinsatz zu erfüllen. "Energiesuffizienz" schließt beispielsweise mit ein, wie Bedarfe nach beheizter Fläche und beleuchteten Räumen begrenzt werden können oder wie sich Nutzungsarten, wie etwa von Geräten oder Fahrzeugen, verändern können. Wie diese oftmals kostengünstigste Strategie politisch nutzbar gemacht oder in Forschungsbereichen umgesetzt werden kann, ist bislang kaum in Ansätzen erforscht. Auch an diesen Themen arbeitet das Wuppertal Institut.

Transformation gestalten

Die Umsetzung der Energiewende verläuft nicht linear, daher wird es verschiedene Phasen und zentrale Entscheidungspunkte geben – beispielsweise für den Aufbau neuer Infrastrukturen. Zudem verschwinden zunehmend die Grenzen zwischen den Strukturen von Wärme, Strom und Mobilität, und insgesamt nimmt die Komplexität und Dynamik im System zu. Das Wuppertal Institut arbeitet daher an einem verbesserten Systemverständnis, der Analyse der sozio-technischen Interaktionen im System sowie der Gestaltungsmöglichkeiten von Transformationsprozessen.

Stefan Thomas

Die Energieeffizienz ist der schlafende Riese der Energiewende. Ihn zu wecken, heißt die Verschwendung drastisch zu senken und schneller ein Erneuerbare-­Energien-­System verwirklichen zu können.

Dr. Stefan Thomas
Abteilungsleiter

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